Plattenkritik

COLD READING - Fractures & Fragments

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 23.10.2015
Datum Review: 06.11.2015
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Confessions
2. Safe & Sound
3. Moons Of Jupiter
4. Oh Brother
5. Remember
6. Losing Ground
7. Flowers
8. Everything We’re Longing For
9. Fractures & Fragments

Band Mitglieder

 

Mike - Vocals & Keys
Chris - Guitar & Vocals
Arthur - Bass & Vocals
Marc - Drums

COLD READING - Fractures & Fragments

 

 

COLD READING machen aus Seufzern eine Tugend, erinnern an eine Zeit in der College-Wappen das Bandshirtmotiv schlechthin waren und fächern Nachzüglern im Vorbeigehen zu, warum über Ängste und Gefühle zu singen wieder cool ist.
 
Lange scheint er her, dieser Sound aus Plänkelriffs und geschluderten Vocals, dieser trockene Rock mit dem Augenaufschlag in Zeitlupe. Verspielt und doch ernsthaft, schön aber nie cheezy. "Fractures & Fragments" klingt schon im Titel nicht wie eine Ansammlung aus Breakdown-Geprügel, eher betreten die Schweizer mit ihrem Debütalbum grünen Rasen, auf dem sich zuvor schon Stürmer wie TAKING BACK SUNDAY und Co-Trainer wie SUNNY DAY REAL ESTATE warmliefen. "Safe & Sound" etwa ist ein klares Kind der 90er und schämt sich nicht vor Emo-Picking und faserigem Gesang. "Oh Brother" schwelgt in guten Erinnerungen und schaukelt sich von ruhigen Harmonien hoch in einen breiten Refrain.
Irgendwo zwischen MINERAL und DAYTRADER pendelt der Gesang, dazu behält die junge Band aus Luzern stets den Fokus auf weiches aber nicht einschläferndes Songwriting. Fein abgestimmt sind Melodiefraktion und Vocals auch während der intensiven Kerzenlichtmomente von "Remember", bevor COLD READING zu "Losing Ground" im frühen Posthardcore herumwühlen. "Let´s get out and hoist the sails" fordert Sänger Mike, der mit seiner angenehm dünnen Stimme manchmal klingt wie ein Vorreiter des britischen Collegerocks. Trotz relativ heller und schüchterner Produktion schafft es der Vierer, im rechten Moment Schwerpunkte über Emotionen oder Dynamik zu setzen. Allein im Opener "Confessions" klingen COLD READING viel unsicherer und zittriger, als sie es bewiesenermassen sind. Besser und vor allem selbstbewusster sind die fülligen Momente der Platte - etwa der bauchige Mittelteil zu "Everything We’re Longing For". Arroganz oder aufmüpfige Lyrics sind das letztes, was COLD READING für sich gebucht haben. Lieber spendieren sie ihrem Debüt neun emotional rockende Herzensangelegenheiten und ziehen sich den Sympathieschuh vom Bandporträt bis zum authentischen Old School-Fotocover selber an.

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.