Plattenkritik

COR - Herztier

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Release Date: 26.11.2010
Datum Review: 23.11.2010

COR - Herztier

 

 

COR nennen ihren Stil selbst Trashrock, sie kommen aus der Gosse und singen für die Gosse. Mittlerweile zieren sieben Alben der aus Rügen stammenden und oft wegen Inkompetenz gerügten Band, sogar rechts gerichtet oder Außerirdische sollen sie sein. Sie selber sind gegen jegliche Angepasstheit, gegen den Mainstream, damit ist auch „Herztier“ die Reinkarnation der DIY-Attitüde und purer Underground. Wer sich bereits ein wenig mit der COR-Materie beschäftig hat wird hier konstatieren, dass das Quartett um Sänger Friedemann auf „Herztier“ neben der typischen Hardcorepunk-Sauce Metal-lastiger geworden ist. Gut so! Nach wie vor jedoch geht es um den Kampf nach Freiheit, um das Ausbrechen, um den eigenen Weg und somit um den eigenen Kampf, sein Leben in die Hand zu nehmen und seinen Traum zu leben, nicht sein Leben zu träumen. Auffällig bei COR ist vor allem, dass sie sich die Freiheit herausnehmen, auch mal völlig falsch zu singen oder unrhythmisch holprig einen auf „ich habe das erste Mal eine Gitarre in der Hand“ zu machen. Nach sieben Alben noch so untight und unpräzise vorzugehen scheint ein Fall von Durchgefallen oder musikalischem Anarchismus zu sein. Die einen werden diese Ehrlichkeit hassen, die anderen lieben die Rügener dafür. Wichtig ist bei „Herztier“ mit einer gehörigen Portion Penetranz immer wieder auf Wiedergabe zu drücken, denn dann erst werden einzelne Lieder schön gespielt. Dann erst lassen sich gute Nummern wie „Paul“, „Seelengift“ oder „Beissen“ entdecken, die sich erst rund schleifen müssen. Aber gerade „Beissen“ zeigt, dass auch an COR der Lauf der Zeit nicht vorbeigegangen ist, denn so richtig dreckig, rüde und hart sind sie gar nicht mehr. Da ist dieser Song eine willkommene Ausnahme. Auf „Herztier“ wird vielmehr versucht, sich bei der Intensität durch lodernde Refrains und melodische Gitarren einzuschleimen. Das ist allerdings ein Terrain, auf dem sich COR lieber verziehen sollten, denn da ist spielerische Finesse, Versiertheit und Gefühl für die Situation gefragt und nicht der Elefant im Porzellanladen. Dennoch haben COR seit langem schon ihre eigene Nische gefunden und besitzen etwas, von dem viele nur träumen: Wiedererkennung und Charisma. Immerhin!

Tracklist:
01. Herztier
02. Streik
03. Heilig
04. Paul
05. Bastard
06. Seelengift
07. Störenfried
08. Lass sie nicht rein
09. Fallen lernen
10. Licht
11. Gesicht der Gesellschaft
12. Beissen
13. Vermisst

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Clement

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Ich fühle mich zu alt