Plattenkritik

COR - Prekariat

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Release Date: 28.09.2007
Datum Review: 24.10.2007

COR - Prekariat

 

 

Möbel sind dazu da, den Menschen langfristig zu dienen. So das Motto des Möbelherstellers, der sich den Namen mit COR – der Band – teilt. Die wiederum wollen nicht dienen, und wenn, dann nur dazu eine anständige Rebellion anzuzetteln. Mit Hundertschaft auf der Straße, Barrikaden und erhobener Faust.
So zumindest der Ansatz, denn die Versuche intelligenten Hardcore zu fabrizieren, mündeten sonst in mäßig interessantem, parolenhaften Prollcore.

Dieses Image könnte sich mit „Prekariat“ ändern. Kein Album, sondern ein Hörspiel wird hier aus dem Hut gezogen. Ein Konzept, das zwar nur bedingt aufgeht, aber Respekt verdient. Mit Andreas Dobberkau hat man einen Schauspieler des Vorpommerntheaters (Greifswald) verpflichten können, zwischen den 6 Songs Monologe einzusprechen, die perfekt die Stimmung einer gescheiterten Existenz einfangen. Bitter, nostalgisch, gehässig und tief verängstigt. Ob es gewollt ist, dass die kleinen Vorträge nur oberflächlich mit Stammtischniveau an den derzeitigen gesellschaftlichen Umbrüchen kratzt, spielt eigentlich keine Rolle. Es trägt vielmehr zur Atmosphäre, zu dem Gefühl der Ausweglosigkeit bei, wenn davon gesprochen wird, dass nur „die Mächtigen“ Recht bekommen, dass der Marktwert im Gegensatz zu klassischen Werten steht.

Musikalisch dagegen bleibt es weitgehend beim Alten. Immer noch wird an Hardcore erinnernder Power-Punk mit Metal-Riffs (inklusive einem beängstigenden 80er Hair-Metal Solo) und phrasenhaften Texten serviert. Das hat ONKELZ Charakter, driftet in „Segeln“ sogar mit Schwermetallgitarren und Seemannsharmonika in die RAMMSTEIN Ecke ab. Nicht die besten Vorbilder so gesehen, vor allem dann nicht, wenn „Das Lied Vom Schwein“ weiter fröhlich Bush-bashing mit dezenten„Feuer frei!“ Rufen betreibt. Das ist weder konstruktiv, noch clever, auch die Schlussfolgerung in letzter Instanz das Land zu verlassen bringt uns keinen Deut weiter.

„Was passiert in einem Leben, damit es zu einem unbeutenden Leben wird? Nichts passiert. Ein Leben lang nichts“ Was passiert mit einer Band, damit sie zu einer unbedeutenden Band wird? Ebenfalls nichts, zumindest dem entgehen COR ein Stück weit. Es geht voran.

Tracks:
1. Bedeutungslosigkeit
2. Kleiner Mann
3. Viehmarkt
4. Ungerecht
5. Macht Hat Recht
6. Justitia
7. So Gleich
8. Wissen
9. Traum Und Wirklichkeit
10. Segeln
11. Das Lied Vom Schwein (das sich in seinem Mist suhlt)

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Dennis

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