Plattenkritik

Caliban - Ghost Empire

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 24.01.2014
Datum Review: 17.01.2014

Caliban - Ghost Empire

 

 

Wenn man möchte, hätte man „Ghost Empire“ auch gut und gerne „I Am Nemesis Pt. 2“ nennen können. Auf dem neunten Album führt die deutsche Metalcore-Größe genau das fort, was man 2012 begonnen hat. Jedoch ist „Ghost Empire“ kein billiger Aufguss. CALIBAN agieren darauf noch melodiöser, ja, Fronter Andy Dörner wartet sogar mit klarem (Schrei-)Gesang auf. In Kombination mit dem Denis Schmidts Klargesang ergibt dies eine spannende Mixtur, die nicht selten an englische Vertreter des Genres, namentlich ARCHITECTS und BRING ME THE HORIZON, erinnert und das Klangspektrum der Band erweitert.

„King“ fällt dabei gleich mit der Tür ins Haus und präsentiert alle Elemente, die man auf dem Album erwarten kann – Als Opener also gar keine so schlechte Wahl. Brachiale Strophe trifft auf hymnischen, eingängigen Refrain und spitzt sich am Ende noch einmal in Sachen Epik zu. Den Ohrwurmfaktor verlieren CALIBAN über das gesamte Werk nicht, auch wenn man sich wohl darüber streiten darf, ob die eine oder andere Melodie nicht zu eingängig (um hier das Wort „poppig“ zu umschiffen) ausgefallen ist („Cries And Whispers“). Etwas überraschend befindet sich mit „nebeL“ ein komplett deutschsprachiger Song auf der Platte. Hier werden CALIBAN vom CALLEJON-Sänger Bastian Sobtzick ergänzt. Gab es auf „I Am Nemesis“ mit „Dein R3.ich“ bereits ein Lied, das einige deutsche Verse enthielt, führt „nebeL“ dies nun konsequent, wenn auch recht eigenwillig fort – Diese Nummer wird wohl die Fans spalten. Zu den absoluten Highlights des Albums gehören das dynamische „I Am Ghost“ und das stimmungsvolle „I Am Rebellion“. Dahingegen hätte man sich die Fan-Lobhuldigung „yOUR Song“ gerne schenken dürfen, wirkt dieses Lied künstlich auf Livetauglichkeit gebügelt.
Klangtechnisch haben CALIBAN einen kleinen Schritt weg vom üblichen gepressten, überproduzierten Soundbild gewagt, wirklich organisch ist „Ghost Empire“ aber weiterhin nicht. Zwar ist die Produktion detailreich und druckvoll, interessant wäre es jedoch diese Art von Musik mal mit einem transparenteren, natürlicheren Klang zu hören. Mit „Atlas“ haben PARKWAY DRIVE beispielweise vorgemacht, wie derartiges klingen kann.

Insgesamt schließt „Ghost Empire“ perfekt an „I Am Nemesis“ an. Wer mit diesem Werk schon etwas anfangen konnte, wird auch mit CALIBAN 2014 seinen Spaß haben. Wer findet, CALIBAN würden auf „Ghost Empire“ noch ein Stückchen mehr wie die momentan angesagten britischen Gruppen klingen und sich (freiwillig oder unfreiwillig) dem Trend anbiedern, dem kann man auch wahrlich nicht wiedersprechen. Schlussendlich zählt aber das Gesamtprodukt, das in diesem Fall als (nicht zwingend) hörenswert einzustufen ist.



Tracklist:
01. King
02. Chaos - Creation
03. Wolves And Rats
04. nebeL
05. I Am Ghost
06. Devil's Night
07. yOUR Song
08. Cries And Whispers
09. Good Man
10. I Am Rebellion
11. Who We Are
12. My Vertigo

Autor

Bild Autor

Manuel

Autoren Bio

Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.