Plattenkritik

Case Conrad - Leikko

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Release Date: 14.02.2014
Datum Review: 06.02.2014

Case Conrad - Leikko

 

 

Guter Indierock und Skandinavien waren nie wirklich zwei Paar Schuhe. Dunkle Winter, kühle Tage und Gemütlichkeit spendende Brennöfen - CASE CONRAD haben dazu mehr als einen losen Klangansatz parat. Was nicht auf Anhieb passen will, wird nochmals höflich befragt, niemals aber mürrisch geschubst oder genötigt. Schweden haben das offenbar mittlerweile landesweit in den Genen.

Wenn die tägliche heisse Badewanne zu Hause zum festen Bezugspunkt wird und Sonnenstrahlen ein entfernter Lottogewinn scheinen, funktioniert das Quartett aus Schweden um Gustav Haggren (Gustav And The Seasick Sailors) und Robert Johansson (Tarantula Waltz) gerade richtig. "Copper Thief" tapert mit verträumten Gitarren und sanften Chören voran und fühlt sich zwischen TINDERSTICKS oder vielleicht ungelenkigen THE NATIONAL am rechten Platz.
"Leikko" klingt dabei wie bis ins Detail strukturiert und geplant, Songs wie etwa das vor Facetten strotzende "The Years I Spend Punkrocking (Diamond Dave)" fallen nicht aus heiterem Himmel fertig in den Schoss des Künstlers. Hier ist das trainierte Adlerauge (bzw. -ohr) gefragt, was in den verschlafenen Folkpop-Strophen von "Recording Of A Dream" in den nächtlichen Himmel starrt, ohne sich in einer geklonten Dauerschleife festzuhaken. Einige Durchläufe dürfen die zehn Arrangements verschlingen, bevor auch die Feinheiten der Platte wie filigran platzierte Bläser oder die oft organischen Chöre wirken."Blueprints" hingegen schwingt für CASE CONRAD-Verhältnisse beinahe das Tanzbein, bevor "Sugar Factory" die schwebenden Qualitäten der nun zwischen Malmö und Barcelona angesiedelten Band hervorhebt: Trockene, bewusst vorgetragene Sounds, die weniger für U-Bahnstationen oder Feierabendbier geeignet sind.
CASE CONRAD verlangen Zeit und Widmung, gesunde Ohren und keine Skrupel, wenn es um gefühlvolle Interpretationen in Zeitlupe geht. Belohnen tut der Debütnachfolger stetig, vom gehauchten Warm-Up "Lonelylightlylowshine" bis zum Kopfstimmenchorus von "Halo Heart". Während beim ersten Reinhoeren bereits ganze Monatsgehälter auf die Herkunft dieses Highwaypop-Fünfers verwettet werden dürften, lehnen sich die Genießer zurück, tauschen Scheuklappen gegen Schirmchendrink und verlaufen sich zu "Redwood" oder "Asleep" in einer Welt aus Romantik, Weinglaesern und Brennoefen.

Trackliste:

01. Lonelylightlylowshine
02. Copper Thief
03. Recording Of A Dream
04. The Years I Spend Punkrocking (Diamond Dave)
05. Redwood
06. Blueprints
07. Sugar Factory
08. Scarlet
09. Asleep
10. Halo Heart

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.