Es scheint, als fände eine Wachablösung unter den Feindbildern konservativ christlicher Verbände Amerikas statt. Wo vorher noch MARILYN MANSON den Antichrist, Brunnenvergifter und Buh-Mann auf Abruf geben durfte, ist nun die Reihe an CEASER PINK AND THE IMPERIAL ORGY, besorgte Eltern auf die Barrikaden stürmen zu lassen.
Tatsächlich sind die Reaktionen auf das Künstlerkollektiv, das sich alle möglichen modernen Medien nutzbar macht, um ihre Botschaften zu verbreiten, interessanter, als ihr eigentlicher Inhalt. College Radiosender verbieten EPs (wie etwa Gospel Hymns For Agnostics And Atheists, das als Sakrileg geadelt wurde), christliche Extremisten drohen mit Anschlägen gegen Club Gigs und sogenannte Sittenwächter laufen Amok, unwissend, dass damit nur das Klischee einer in absolut unverrückbare und veraltete Vorstellungen gepressten Welt, gegen das CEASER PINK wettert, bestätigt wird.
Würden sich nämlich eben jene Verbände mehr anschauen, als den Titel einer EP, die die Worte Agnostic und Atheists enthält (damit also Teufelswerk sein MUSS), dann wäre schnell klar, dass sich THE IMPERIAL ORGY gegen eine Jerry Springer world wendet, gegen geheuchelte Wertvorstellungen und einen mittleren Westen, in dem die Jugend vergessen dahinvegetiert. Und wenn dann in bester Marvin Gaye Manier noch Liebe und Sex als Rettung angesehen werden, sollte das so schlecht nicht sein. Musikalisch hingegen gibt es so gar nichts Anstößiges. Moderner Blues Rock mit BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB und BUILT TO SPILL Elementen (The Amazing Tenacity Of Job & His Brethren), Gospel Anklängen und Folk in bester BRIGHT EYES Tradition (Happy Endings), der ebenfalls auf das bewährte Rezept aus traditioneller Musik und kritischer Aussage setzt.
Die Empörung ist nur schwer nachvollziehen, aber schön, dass es immer noch Künstlerkollektive gibt, die einer verstockten Gesellschaft den Spiegel vor die Nase halten. Oder um es anders auszudrücken: Sakriköstlich.
1.The Amazing Tenacity Of Job & His Brethren
2.In Praise Of Shadows
3.So It Is
4.Happy Endings