Plattenkritik

Codes In The Clouds - As The Spirit Wanes

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Release Date: 14.01.2011
Datum Review: 23.01.2011

Codes In The Clouds - As The Spirit Wanes

 

 

Wer hat heutzutage eigentlich noch genügend Phantasie, in den Wolken Tiere oder andere Dinge zu sehen? Leidlich muss man sich doch des Öfteren eingestehen, dass einem viel zu oft jeglicher kindlicher Leichtsinn oder gar die Kreativität abhanden gekommen sind. Es ist aber auch teilweise schwer diese im Leben aufrecht zu erhalten, wo man sich doch mit soviel vorgefertigtem, anregungsarmen Kosumzeug umgibt.

CODES IN THE CLOUDS haben sich vielleicht gerade deshalb die Zeit genommen sich auf die Wiese zu legen und die Augen gen Azur zu richten. Ganz klar wird der Himmel nicht gewesen sein und Tiere haben sie dort auch nicht gesehen, sondern abermals Melodien in den Wolken. Jeder hat so seine eigene Sichtweise auf das Leben. Und so zieht auch das zweite Album (wenn man jenes mit den Remixen außer Acht lässt) der Briten an einem vorbei, wie eine Horde Wolken unterschiedlichster Gestaltung. Mal weiß, weich, sanft, dick und aufgeplustert, mal vom Wind zerzaust, ausgefranst, düster und bisweilen zeugen sie von herannahendem Unwetter. Eines haben alle auf „As The Spirit Wanes“ gemeinsam: sie sind riesig groß, pompös und nicht zu übersehen. Oder im konkreten Fall: zu überhören. Postrockig mit Hang zum Indie, immer das Plektrum am tragenden Akkord und die Finger zupfen die dazugehörige Melodie. Basis zum Aufsteigen einer Melodie, Basis, die hält. Irgendwas bleibt immer da und wenn man mit dem Kopf in den Wolken hängt.

„Cold Calls“ klingt verdächtigst nach alten APPLESEED CAST. Vokalparts wird man nicht finden. Würde auch nicht passen oder wahlweise dem Gesamtkunstwerk zu sehr Grenzen setzen, in welche es nicht hineingehört. Vokal ist Bodenständig und so fliegen die Klänge, Töne, Noten, Akkorde sphärisch durch den Raum, verdichten sich, ohne jemals einengend oder Weg weisend zu werden. So klingen CODES IN THE CLOUDS zwar keineswegs strukturlos, aber einen Plan können sie auch nicht vermitteln. Sie öffnen einem den Raum, der eigenen Phantasie mal wieder einen Schubs zu verpassen und selbst aktiv zu werden. Wer sich damit überfordert fühlt kann sich die notwendige Inspiration evtl. mit Hilfe der Songtitel besorgen, welche trotz mangelndem Text innerhalb der Songs genügend Aussagekraft besitzen.

Entgegen dem Albumtitel sind sie aber selten ruhig. Abflauen geht anders. Ruhig sind sie vielleicht auch gerade deshalb eher selten bis höchstens takteweise, um eben den Gedankengängen der Hörer Antrieb zu geben. Man möchte sich doch im SOMETREEschen Sinne gerne des Öfteren umsehen, um sich zu vergewissern, dass da eine Matratze auf dem Boden liegt, bevor man von so unglaublichen Soundwänden umgeworfen wird. Oder zumindest eine weiche Wiese, auf der man dann liegen bleiben und die Phantasie trainieren kann.

Tracklist:
1.Where Dirt Meets Water
2.Look Back, Look Up
3.You And I Change Seasons
4.We Were Alive, Together (First Position)
5.Washington
6.The Reason In Madness, In Love
7.Cold Calls
8.If I´d Have Known It Was The Last (Second Position)
9.The Tragedian
10.Your Panopticon

Autor

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de