Plattenkritik

Codes In The Clouds - Paper Canyon

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 23.10.2009
Datum Review: 28.10.2009

Codes In The Clouds - Paper Canyon

 

 

Jeder hat schon einmal auf einer Wiese gelegen und stundenlang in den Himmel gestarrt. Man hat einfach nur dort gelegen und die Wolken beobachtet, die immer wieder neue Gebilde entstehen lassen. Stoff für Diskussionen, nachdenkliche Gespräche oder einfach nur simples Nachdenken boten sie zu jeder Minute. Vielleicht wäre man auch irgendwann, wenn man sich nur auf das Nachdenken beschränkt hätte, darauf gekommen, dass die Wolken und der Himmel uns damit eventuell etwas sagen wollten. Vielleicht...

CODES IN THE CLOUDS scheinen zu jenen Menschen zu gehören, die einfach ein wenig zu lange nachgedacht und daraus gleich den Namen für ihre Band abgeleitet haben. So träumerisch, wie sich die Situation auf der Wiese gestaltet, zeigt sich auch die aktuelle Platte der Engländer. CODES IN THE CLOUDS erzählen uns die Geschichte des „Paper Canyon“ und das in sechs Akten. Dies machen sie in Form von Postrock. Wie viele ihrer Genrekollegen verzichten auch sie dabei gänzlich auf Gesang und lassen die Melodien und sphärischen Momente für sich sprechen. Dabei verhalten sie sich oftmals ruhig und unauffällig, verstecken sich hinter den Großvätern des Genres und können somit nicht ganz aus sich heraus kommen. Das zeigt sich beispielsweise beim Opener „Fractures“ und auch beim Folgesong „Don´t Go Awash In This Digital Landscape“. Die Songs haben sicherlich ihre guten Momente, besonders in den ruhigen Phasen. Aber leider fällt hier eben auch auf, was die große Gefahr in Sachen Postrock ist – Stagnation. Man muss schon vielerlei Ideen aufweisen, um hier überhaupt noch bestehen zu können – eine logische Konsequenz dessen, wie viele Bands in diesem Sektor in der letzten Zeit aus dem Boden gesprießt sind. Genau an diesen Ideen fehlt es CODES IN THE CLOUDS in diesen ersten beiden Songs und so beschränkt sich das hier Gehörte nur auf den Wechsel zwischen laut und leise, technisch sehr nett, aber eben unspektakulär.

Dennoch, „We Anchor In Hope“ zeigt, dass die Band doch das richtige Gespür für schöne Melodien, epische Parts und gefühlvolle Momente hat. Die Ruhe, die dieser Song in der ersten Hälfte versprüht, erweist sich als sehr angenehm, obgleich sie nur den Weg in Richtung des Ausbruchs darstellt. Dieser erfolgt dann aber nicht mit dem Schlaghammer, sondern er kündigt sich durch den immer wieder neuen Einsatz verschiedener Instrumente an und bleibt letzten Endes doch aus. Die Melodie, die sich konstant im Hintergrund hält, dient als nützlicher Wegweiser durch die Köpfe der Musiker, bis sie bei „You Are Not What You Think You Are“ endlich das Feuer entfachen, den Song laut und fulminant starten und dann wieder in einem ruhigen Moment enden lassen. Hier erkennt man die Ähnlichkeit zu solchen Größen wie MONO und dennoch spielt eine eigene Note hier den Grundton. Sehr schön

Nach knapp 40 Minuten und einigen, nach gleichem Prinzip gestrickten, Songs ist man am Ende der Geschichte angelangt. Der Hörer darf nun für sich selbst entscheiden, ob er CODES IN THE CLOUDS in die Riege der Postrock-Künstler aufnimmt, die es sich lohnt anzuhören. Letzten Endes ist Potential definitiv vorhanden, aber der letzte Funken, der diese Band zu etwas Besonderem macht, springt leider nicht über. Die finale Wertung fällt dann aber doch nicht wirklich vernichtend aus, da die Band einen tatsächlich recht hohen technischen Anspruch an sich zu stellen scheint und auch mit der ein oder anderen eigenen Idee sicherlich überzeugen kann. Wenn man auf diesen Ideen aufbaut, dann könnte hier tatsächlich noch etwas Großes entstehen. So reicht es bislang nur für das gute Mittelfeld.

Tracklist:

1. Fractures
2. Don´t Go Awash In This Digital Landscape
3. Distant Street Lights
4. We Anchor In Hope
5. You Are Not What You Think You Are
6. This Distance Between Us

Autor

Bild Autor

Alex G.

Autoren Bio

rien.