Plattenkritik

Cold War Kids - Mine Is Yours

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Release Date: 21.01.2010
Datum Review: 03.02.2011

Cold War Kids - Mine Is Yours

 

 

Es gibt sie in allen Bereichen des Lebens. Sei es im Job, in der Liebe oder im Sport: die ewigen Zweiten. Die COLD WAR KIDS sind möglicherweise im jetzigen Musikgeschäft so etwas wie die Paradebeispiele. Nie ein schlechtes Album veröffentlicht, einen gewissen Buzz in der Blogosphäre auf ihrer Seite und trotzdem nie über Nachmittags- bzw. Supportslots auf Festivals und Touren hinausgekommen. Das ist jetzt zwar alles nicht sonderlich dramatisch oder gar existenzbedrohend, aber für Musiker mit Ambitionen und Talent letztlich vielleicht doch etwas zu wenig. Also wird auf Risiko gespielt. Oder doch eher auf Nummer sicher?

Fakt ist jedenfalls: „Mine Is Yours“ wurde von Jacquire King produziert, der sich ja schon für den nicht unbedingt vorhersehbaren Aufstieg der KINGS OF LEON Richtung Stadion verantwortlich zeigen durfte und deren „Only By The Night“ den adäquaten, sprich recht glattgebügelten aber klaren Sound verpasste. Nun also die COLD WAR KIDS. Macht irgendwie Sinn. Ein Gespür für kleine Hits und mitreißende Songs hatten die ja schon immer. Nun aber soll alles anders werden. Vor allem größer und noch mitreißender. Und so klingt schon der eröffnende Titelsong irgendwie ziemlich nach den Nashville-Superstars. Bedeutet: Radiotauglicher Pop-Rock der angenehm unaufdringlichen Sorte, der eine gewisse Wehmut ebenso in sich trägt wie auch das Gefühl, reifen Menschen beim Musizieren zuzuhören. Einzig das einst so signifikante und tragende Klavier bleibt erstaunlich dezent im Hintergrund oder taucht gar nicht erst auf. Ändert aber nichts daran, dass auch die folgenden Stücke definitiv das Potenzial haben, eine weitaus größere Menge an Menschen zu berühren, als es bislang bei dieser Band der Fall war.

Doch nach etwa der Hälfte der Spielzeit tritt es ein: das „Only By The Night“-Syndrom. Fünf potenzielle Singles am Stück und dann, ganz plötzlich, ist die Luft raus. Zwar ringen die COLD WAR KIDS im Folgenden mit sich selbst, dem Album etwas mehr Tiefe in Form von unkonventioneller arrangierten Songs wie dem zurückgenommenen, leicht funkigen „Sensitive Kid“ zu verleihen, doch das Experiment scheitert wie schon bei den KINGS OF LEON möglicherweise allein schon an der Erwartungshaltung und Aufmerksamkeitsspanne des Zuhörers. Wer zu Beginn gleich mit einem furiosen Popsong nach dem Anderen bombardiert wird möchte im Zweifel eher mehr vom Selben (oder hat eh schon wieder ausgeschalten), anstatt einer Band dabei zuzuhören, wie sie urplötzlich die Handbremse anzieht und nahezu alles fallen lässt, was sie zuvor doch so richtig gemacht hat. Dementsprechend zähflüssig gestaltet sich „Mine Is Yours“ dann eben leider im weiteren Verlauf.

Wie schon angedeutet: das alles hat bei anderen Bands vorher funktioniert. Im Falle der COLD WAR KIDS sind dennoch leichte Zweifel angebracht, ob ein dermaßen zwiespältiges Album nun wirklich zum endgültigen Durchbruch gereicht. Ich prophezeie, dass es mindestens schwierig werden dürfte. Dafür sind sie einfach zu spät dran und, so ehrlich muss man sein, ein zweites „Sex On Fire“ findet sich hier eben auch nicht. Heißt es wohl weiterhin, die Nachmittagsslots diverser Festivals zu bespielen. Aber die Welt bereisen ist ja nun auch nicht das schlechteste…

Tracklist:

1. „Mine Is Yours“
2. „Louder Than Ever“
3. „Royal Blue“
4. „Finally Begin“
5. „Out Of The Wilderness“
6. „Skip The Charades“
7. „Sensitive Kid“
8. „Bulldozer“
9. „Broken Open“
10. „Cold Toes“
11. „Upside Down“

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.