Plattenkritik

Control [Film] - Rolling Stone Music Movies Collection

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Info

Release Date: 18.09.2009
Datum Review: 15.10.2009

Control [Film] - Rolling Stone Music Movies Collection

 

 

Der ausschlaggebende Grund dafür, dass JOY DIVISION in der letzten Zeit einen enormen Popularitätsschub erfuhren und nahezu glorifiziert wurden ist mit 100%iger Wahrscheinlichkeit dieser Film. "Control" von Anton Corbijn. Corbijn, weltbekannter Fotograf von Bands wie THE CLASH oder U2 begleitete JOY DIVISION lange Zeit, machte eine Vielzahl der wenigen Bilder, die es heutzutage von JOY DIVISION überhaupt gibt und kannte die Band auch persönlich. Er schrieb zusammen mit Matt Greenhalgh das Drehbuch, welches sich auf das Buch "Touching From A Distance" bezieht, welches Deborah Curtis, die Hinterbliebene Ian Curtis', selbst nach dem Tode schrieb.

An die Vorlage des Buches hält sich Corbijn allerdings nur bedingt. Aber der Reihe nach: "Control" ist ein perfekt durchgestylter Film und wäre von jedem anderen Regisseur niemals in einem solch düster ästhetischen Flair eingefangen worden. Man erkennt schnell das fotografische Design des Films und merkt, dass Corbijn darin seine Berufung gefunden hat. Das matte Schwarz/Weiß Bild des Films tut da sein Übriges und lässt rein audiovisuell "Control" zu einem wahren Fest werden, welches erstmal seines Gleichen finden muss.

Wenn da nicht dieses große Aber wäre, welches an "Control" so manches unschmackhaft macht. So hält Corbijn sich kaum an das Buch der Deborah Curtis und lässt viele, eigentlich sehr wichtige, Details komplett aus. So wird Ian Curtis von Grund auf als depressiver, kranker Mensch dargestellt, was vom Prinzip her völlig falsch ist. So war Ian Curtis, wie man auch im herrlich lustigen "24 Hour Party People" sieht, ein Zyniker mit viel Humor und nie der Lebensfeind, wie er hier dargestellt wird. Natürlich – In die Optik des Films hätten Scherze um Lenkräder, die mit Marmelade eingeschmiert wurden (Tatsache!) nicht gepasst. Aber andererseits: Niemand, bis auf die engsten Vertrauten, kannte Ian Curtis so. Von Anfang bis zum tragischen Ende wurde einem jeden, ob nun denen, die Ian Curtis durch "Control" erst kennen oder denen, die ihn vielleicht von ihren großen Cousins kennen, eingetrichtert, dass Curtis die Traurigkeit in Person ist. Es hätte nicht zu "Control" gepasst, wenn Corbijn plötzlich mit Spaß und Ironie um die Ecke kommt. Und um nicht komplett anti zu wirken: Natürlich war Curtis schon ein sehr verstörter Charakter. Aber eben nicht durch und durch.

Allein deshalb sollte man "Control" als das genießen, was es ist: Eine atmosphärisch perfekte Biografie. Nicht mehr, schon gar nicht weniger. Wer hier etwas über Joy Division oder Ian Curtis selbst erfahren möchte, der sollte zu anderen Mitteln greifen, da "Control" mehr an der Oberfläche kratzt. Die Buchvorlage von Deborah Curtis in Originalversion und den Dokumentarfilm "Joy Division" von 2009 zum Beispiel sind wesentlich informativer, haben dafür aber keinesfalls den optischen Anreiz dieses Films.


Darsteller
Sam Riley (Franklyn)

Alexandra Maria Lara (Hinter Kaifeck, Der Baader Meinhof Komplex, Der Untergang, Nackt)

Samantha Morton (Elizabeth – Das goldene Königreich, Minority Report, Sweet and Lowdown)

Joe Anderson (Klang der Stille, Geliebte Jane)
Stab
Regie: Anton Corbijn
Drehbuch: Matt Greenhalgh
Kamera: Martin Ruhe
Produktion: Anton Corbijn, Todd Eckert, Orian Williams
Technische Angaben
Bild: 2,35:1 (anamorph)
Sprachen/Ton: Deutsch (5.1 DTS, 5.1 Dolby Digital), Englisch 5.1 Dolby Digital, Untertitel: Deutsch
Extras
Audiokommentar von Anton Corbijn (mit dt. UT), Kinotrailer

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Raphael

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