Plattenkritik

Cradle Of Filth - Darkly, Darkly, Venus Aversa

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 29.10.2010
Datum Review: 19.11.2010

Cradle Of Filth - Darkly, Darkly, Venus Aversa

 

 

„Entweder man liebt sie oder man hasst sie!“ Diese Aussage fällt in der Welt der finsteren Musik wohl am häufigsten in Verbindung mit den beiden Bands DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH.
Für mich persönlich haben sich CRADLE OF FILTH erst mit ihrem Monumentalwerk „Damnation And A Day“, also ziemlich spät, erschlossen – vorher waren sie mir schlichtweg egal. Alle diese Werke sprachen mich entweder durch ihre schlechte Produktion oder durch den, für CRADLE OF FILTH typischen, Gesang des Fronters nicht an. Seit „Damnation And A Day“ wurde das erste Problem behoben, spätestens mit „Thornography“ das zweite. Seit diesem Album setzt Dani Filth dieses Element nicht mehr so gehäuft ein, wie er es noch in den Anfangstagen der Band tat.
Mit „Darkly, Darkly, Venus Aversa“ steht ihr nunmehr neuntes Studioalbum in den Regalen – ein Konzeptalbum über Lilith, die, wenn man der jüdischen Mythologie glauben schenken mag, die erste Frau Adams gewesen sein soll. Das Thema greifen die Engländer aber nicht zum ersten Mal auf, unter anderem handelte „Queen Of Winter, Throned“ der V Empire EP schon von der dunklen Göttin.

Das neue Album eröffnet mit dem überlangen „The Cult Of Venus Aversa“. Eingeleitet wird dieses Lied von einem Cembalo und einem Sprachpassage, die in der Tradition der Großtaten CRADLE OF FILTHs, wie „Cruelity Brought Thee Orchids“, steht. Schon im Opener wird dem Hörer bewusst, dass die „Back to the Roots“-Bekundungen CRADLE OF FILTHs vor der Veröffentlichung keine leeren Versprechungen waren. Es geht weniger rockig und direkt zur Sache wie auf den beiden Vorgängeralben, sondern man kehrt wieder zum schnellerem Material der Anfangstage zurück. Das Machwerk wurde im Gegensatz zu DIMMU BORGIRs aktuellem Werk nicht nicht mit einem Orchester unterlegt, was „Darky, Darkly, Venus Aversa“ nicht so überladen klingen lässt wie das Album der Norweger. Keyboardklänge sind natürlich trotzdem zu finden, welche auf den meisten Liedern eine große Fülle an Details bescheren und so für einen hohen Wiederhörwert sorgen. Allgemein erschließt sich die volle Größe des Werkes erst nach mehrmaligem Hören, denn alle Lieder sind relativ lang und sind, wie oben bereits erwähnt, so facettenreich und versteckten Melodiefolgen, dass man diese nach dem ersten Hören wohl kaum überblicken kann. Einige Lieder bleiben aber bereits beim ersten Hören hängen, das vorab bereits veröffentlichte „Lilith Immaculate“ beispielsweise. Das Lied stich durch sein Gesangsduett zwischen Lilith und Dani Filth, welche abwechselnd Gesangsparts haben, hervor. Auffällig an diesem Lied ist auch die fast fröhlich wirkende Dur-Harmonie des Keyboards im Refrain, was für die sonst doch sehr dissonanten Klänge des Albums ziemlich ungewöhnlich ist. Der andere besondere Track, der einem bereits nach dem ersten Konsum „Darkly, Darkly, Venus Aversa“s im Gedächtnis bleibt, ist das bereits als Single veröffentlichte „Forgive Me Father (I Have Sinned)“. Hier weichen CRADLE OF FILTH vom schnelleren, komplexen Metal ab und wenden sich eher dem Gothic-Rock zu. In guter „Thornography“-Manier spielen sich Dani und seinen Mannschaft durch den Viereinhalbminüter und haben dabei eine Ohrwurmmelodie in Petto, die einen auch noch Tage später verfolgt. Zu diesen und allen anderen Liedern des Albums könnte man, dank ihrer Detailfülle, selbst eine kleine Abhandlung schreiben. Trotz dessen, dass die meisten Lieder Überlange besitzen schaffen es CRADLE OF FILTH den Hörer jeden Moment bei Stange zu halten und begeistern durch ihren schier unbegrenzten Ideenreichtum, der das Album nie langweilig werden lässt. Die Produktion des Albums ist trotz seiner vielen verschiedenen Spuren absolut transparent geworden. Das Schlagzeug weist glücklicherweise nicht den, gerade im „modernen Metal“ so verbreiteten, Clipping-Sound auf, die Gitarren schneiden mit ihren Riffs und Soli klar und brutal in die Gehörgänge und der Bass hat auch eine gehörige Portion Druck abbekommen – also auch in diesem Bereich Top.

CRADLE OF FILTH bauen ihre Vormachtstellung im Bereich des Extrem-Metal (Etwas anderes darf man mittlerweile schon nicht mehr schreiben, sonst bekommt man von den Puristen auf die Finger gehauen) mit „Darkly, Darkly, Venus Aversa“ weiter aus und gewinnen das Duell mit ihrer „direkten Konkurrenz“ DIMMU BORGIR, die mit ihrem Album bereits vorgelegt hatten, locker. Der einzige anzuführenden Kritikpunkt – wenn man unbedingt einen finden möchte - ist die Masse an Ideen und Details die im Album stecken und sich dieses dadurch nicht auf den ersten Blick umreißen und erfassen lässt. Wenn man sich aber auf das Album einlässt und ihm die Zeit gibt die es benötigt, bekommt man das wohl bisher beste CRADLE OF FILTH Album.

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Manuel

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Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.