Plattenkritik

Crime In Stereo - Selective Wreckage

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Release Date: 17.10.2008
Datum Review: 11.10.2008

Crime In Stereo - Selective Wreckage

 

 

Long Islands CRIME IN STEREO sind für mich ein Phänomen: im Jahr 2004 kommt die Band quasi aus dem nichts und haut mit “Explosives And The Will To Use Them” vollkommen überraschend das beste Album des Jahres raus, nur um 2 Jahre später mit “The Troubled Stateside” das Unmögliche möglich zu machen - und setzt tatsächlich noch mal einen obendrauf.

In den letzten Jahren sind unzählige melodische Hardcore Bands aus dem Boden geschossen. Das Niveau dieses Sounds hängt höher, als je zuvor und trotzdem bleibt festzuhalten, dass keine andere Band so eigenständig klingt und so geniale Übersongs schreibt, wie CRIME IN STEREO. Auch wenn ihr letztes Album “Is Dead” aufgrund seiner ruhigeren Auslegung für sehr unterschiedliche Reaktionen bei Fans der ersten Stunde sorgte, war es immer noch ein überragendes Release mit einer unglaublichen emotionalen Dichte. Und wie bereits erwähnt, keine andere Band (außer vielleicht THE GASLIGHT ANTHEM, die aber natürlich einen komplett anderen Sound fahren) schafft es derartige Übersongs zu fabrizieren. Was also passiert, wenn derart begnadete Song-Writer ein B-Seiten Album veröffentlichen?

Eines gleich vorweg: “Selective Wreckage” kommt nicht an “Explosives...” und “The Troubled Stateside” heran. Nun aber die gute Nachricht: nah dran ist das Album allemal und an manchen Stellen deutlich besser als “Is Dead”.

Nach einem schaurig schönen Intro (“Panned Auras”) legt die Band mit “Everywhere And All The Time” los, einem nageneuen Song, der angenehm an die schnellen Tracks auf “Is Dead” erinnert. “Desertbed” stammt aus den “Is Dead” Sessions, hätte aufgrund seiner straighten, aber trotzdem melodischen Natur auch sehr gut auf “The Troubled Stateside” gepasst. Mit “Love” (“Stateside”-Outtake) wartet dann auch gleich der nächste Kracher: schnell, melodisch, hymnenhaft, leicht melancholisch - einfach großartig! Mit “When Women Come Out To Dance” wartet gleich ein weiterer “Stateside”-Outtake. Gemessen am CIS-Standard ein solider Song, sprich richtig gut, aber nicht vollkommen überragend. Nun aber zu drei echten Highlights: “Takbir”, “The Bride” und “Four X’s” stammen allesamt von der ewig angekündigten, aber nie veröffentlichen Split mit den famosen CAPITAL (da haben sich State Of Mind Recordings echt mal einen potenziellen Top-Seller durch die Lappen gehen lassen), sprich die Songs wurden kurz nach “Explosives And The Will To Use Them” aufgenommen - und das hört man auch! Herrlich rau und aggressiv gehen CIS hier zur Sache, ohne aber ihre melodische Seite zu vernachlässigen. Vergleiche sind in diesem Kontext blöd, aber hätten sich GORILLA BISCUITS nie aufgelöst und eine deutliche musikalische Entwicklung durchlebt, dann würden sie wahrscheinlich in etwa so klingen. Mit dem noisigen “These People Ought To Know Who We Are And Tell That We Are Here” (“Is Dead” Outtake) haben sich CRIME IN STEREO allerdings nicht unbedingt einen Gefallen getan. Ausgesprochen aggressiv, aber relativ belanglos knallt einem der Song entgegen ohne dabei einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Das finale “Let Me Take You Out” beendet den B-Seiten Reigen extrem ruhig, aber ähnlich dem Intro “Panned Auras” mit herrlich melancholischer Schlagseite.

Eigentlich konnte man fast nichts anderes erwarten: mit “Selective Wreckage” veröffentlichen CRIME IN STEREO ein B-Seiten Album, das besser ist, als 95% der regulären Alben ihrer Genre-Kollegen. Intelligente Texte und ein unvergleichliches Gespür für Melodien machen CRIME IN STEREO zu einem Novum im Hardcore-Bereich - es gibt ganz einfach keine bessere Band.

Tracklist:

1. (Panned Auras)
2. Everywhere And All The Time
3. Desertbed
4. Love
5. When Women Come Out To Dance
6. Takbir
7. The Bride
8. Four X’s
9. These People Ought To Know Who We Are And Tell That We Are Here
10. Let Me Take You Out

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Sascha

Autoren Bio

http://www.shocksmusic.bandcamp.com