Plattenkritik

Cult Of Luna - Vertikal

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Release Date: 25.01.2013
Datum Review: 27.01.2013

Cult Of Luna - Vertikal

 

 

„The One“.... Irgendwo im Weltall muss es einen Punkt geben. Den dunkelsten Punkt. Keine Sterne. Keine Sonne. Kein Planet. Nur das schwarze Nichts. Leere. Und weit hinten ungreifbarer Ferne ein aufkeimendes Licht. Ein kleiner Punkt. Kaum wahrnehmbar. In der Schwerelosigkeit schwebend streckt man die Hand aus. Dann die nächste. Langsame Bewegungen, die fließend ineinander übergehen. Die Beine werden angewinkelt. Dann wieder ausgestreckt. Bewegungen die denen beim Schwimmen gleichen. Jedoch ohne Ergebnis. Der aufflackernde Punkt nähert sich nicht. Die Bewegungen versuchen hektischer zu werden, werden aber verschluckt und unterdrückt. Im Kreis drehend wartet man darauf, dass das Schicksal zuschlägt. Minute für Minute. Stunde für Stunde. Tage. Jahre. Eine gefühlte Ewigkeit....

Mit dem Intro versetzen CULT OF LUNA einen in die richtige Stimmung für ihr aktuelles Werk. Düsterer, spannender und bedrohlicher wurde selten ein Album eröffnet. Vorab gesagt: „Vertikal“ wird in die Bandgeschichte eingehen, als eines ihrer Top 3 Alben. Ein Werk, an dem sich von nun an einige messen werden müssen. Eine Ausnahmeband möchte man meinen. Schafft sie es doch, sich mit jedem Album auf gewisse Art und Weise neu zu erfinden. Eine stetige Weiterentwicklung. Von Brachialität zu Epik, was irgendwann dann einmal Kunst wurde. Aber eins nach dem anderen.

„I: The Weapon“. Das fühlt sich nach zu Hause an. So kennt man sie. Nur kamen sie selten derart schnell zur Sache. So brachial der Anfang ist, so schön sind auch die zwischendurch eingestreuten „ruhigen“ Momente, die beim ersten Hören schon an Perfektion grenzen. Was einem dabei sofort in's Hirn schießt, ist der Gedanke an eine glanzvolle Symbiose aus „Salvation“ und „Somewhere Along The Highway“. Was dann aber im letzten Drittel des Stücks passiert, grenzt an eine unfassbare Neu- und Weitererfindung der Band. Die Bedeutung musikalischer Epik wird neu interpretiert, wohlmöglich sogar definiert. Der weitere Verlauf des Albums aber stellt das bislang gehörte komplett in den Schatten.

„Vicarious Redempiton“. Es dauert etwas, bis sich die Wirkung des Songs entfaltet. Erst einmal setzen CULT Of LUNA noch auf Synthieklänge, die alten Science Fiction Filmen entsprungen sein müssen und schaffen dadurch erneut Atmosphäre, ähnlich der des Intros. Der einsetzende Beat lässt das Ganze dann noch geheimnisvoller wirken. Das ist neu, da hier allgemein sehr viel mit elektronischen Klängen gearbeitet wird, was man so von der Band nicht zwingend kennt. Langsam aber sicher erkennt man das Muster. Der typische Stimmungsaufbau. Man kennt dieses Gefühl, gerade den Übersong einer CULT OF LUNA Platte zu hören (vgl. hier „Dark City, Dead Man“ - auf „Somewhere Along The Highway zu finden - oder „Vague Illusions - „Salvation“). Interessant ist hier vor allen Dingen das, was sich im Hintergrund abspielt. Erneuter Synthieeinsatz, sphärische Melodien und eine ordentliche Portion Dramatik schlängeln sich durch ein vordergründig sehr schleppendes Songkonstrukt. Bis eine flatbeatartige Sequenz das Stück ziemlich schnell in ein Feuerwerk sehr bunten Ausmaßes schickt. Herrlich in Szene gesetzt durch immer wieder einsetzende Eruptionen musikalischer Gewalt.

Nach kurzem erneuten Weltall-Intermezzo schicken einen die Schweden mit „Synchronicity“ kurz zurück in die unreifen und ungestümen ersten Alben der Band, bevor mit „Mute Departure“ der nächste Überraschungseffekt auf den Hörer warten. Cleanen Gesang kennt man noch von „And With Her Came The Birds“, so ausgereift und gekonnt predigend eingesetzt hat man das allerdings so von dieser Band nie gehört. Mit etwas Fantasie erkennt man hier sehr leichte Elektropop Einflüsse, die sich aber wunderbar einbetten und das brachiale Klangbild von CULT OF LUNA (welches natürlich auch in diesem Stück seinen berechtigten Platz findet) gekonnt erweitern. „Disharmonia“ hält noch einmal Filmmusik bereit, um den nächsten Höhepunkt „In Awe Of“ einzuleiten. Langsam beschleicht einen das Gefühl, dass man die Band selten so melodisch und bedacht, fast vorsichtig vorgehend gehört hat. Tatsächlich aber werden auch hier alle Register der Kunst gezogen werden.

„Passing Through“ lässt „Vertikal“ dann in völliger Ruhe sein Ende finden. Das Schlagzeug wird eingepackt, die Gitarren leise gestimmt und die Stimme auf ein Minimum, fast ein Hauchen, reduziert, welches sagt:

„All is quiet. Empty streets. All is quiet. The City Sleeps. Close my eyes. On my knees. And time is passing me by. I can´t move. Can´t turn my back. Out of reach. My heart is black. My silent shout, won´t set me free. And time is passing me by.“


Dennoch klingt auch das hier sehr bedrohlich nach einem ausdrücklichen „to be continued....“

Tracklist:

01. The One
02. I: The Weapon
03. Vicarious Redemption
04. The Sweep
05. Synchronicity
06. Mute Departure
07. Disharmonia
08. In Awe Of
09. Passing Through

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Alex G.

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