Plattenkritik

Days We are Even - Himalaya

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Release Date: 05.04.2013
Datum Review: 17.10.2013

Days We are Even - Himalaya

 

 

Samstag Abend, endlich ist die Woche Vergangenheit und das Leben kehrt zurück. Mit Freunden abhängen, steil gehen, Party. Was braucht's mehr um den Alltagsstress und den ewig gleichen Trott zu vergessen. Für den Moment zählt nur das Jetzt und Hier...

Hinein in die Disco des Vertrauens, kurzer Zwischenstopp an der ersten Theke. Shakehands, Smalltalk, der erste Drink und die Füsse beginnen zu wippen. Keine Ahnung, was der DJ da aufgelegt hat, eigentlich auch egal, es gefällt. Die Dancefloor schreit nach mir, denn anders als bei Konzerten ist gilt hier die Devise: Spaß haben und zwar miteinander. Schöne Frauen rekeln sich zu dem groovigen Sound, während die Macker mit gereckter Bierflasche die Lyrics mitgröhlen. Die Band kenn ich immer noch nicht, ladde. Ab hinein und abtanzen.

Der Rhythmus fährt direkt ins Bein, und auch der Rest des Körpers beginnt ekstatisch zu zappeln, heute Abend legen wir doch einfach mal einen großen Haufen auf die sonst so wichtige Kredibilität. Die Refrains tun ihr übriges, gehen dank eingängiger Melodien direkt ins Ohr. Irgendwer bringt immer neuen Sprit mit von der Theke. Ein einfach gelungener Start in die Nacht.

Aber der DJ denkt nicht nur ans Abgehen, nein, er hat auch ans Schunkeln gedacht, schliesslich sollen die Betreiber der Hütchenautomaten auf den Toiletten auch ihren Gewinn einfahren können. Zu akustischen Zwischenparts liegen sich Pärchen in den Armen und einander Unbekannte gehen auf Tuchfühlung. Ein Abend nach Plan.

Zum DJ Wechsel schlendere ich an die Cocktail-Bar, denn immer nur Bölk langweilt auf Dauer und etwas Abwechselung darf es in so 'ner schicken Nacht gerne sein. Doch wer steht da und bedient? Shit, meine alte Flamme Ms Foo. Auf die hatte ich jetzt echt weniger Lust. Mit einem leicht süffisanten Grinsen reicht sie mir meinen Mai-Tai, um mir nicht ganz schadenfroh mitzuteilen, sie sei jetzt verheiratet und stolze Mrs FOO FIGHTERS. Natürlich gibt’s von mir die obligatorischen Glückwünsche und ich schaue, dass ich Land gewinne, sonst müsst ich platzen, schliesslich ist sie schon 'ne heiße Partie. Leider unerreichbar, damals wie heute. Kaum zwei Meter weiter treffe ich auf meine drei absoluten Lieblinge, Mr STONE SOUR, Mr LINKIN PARK und der Oberschleimer Mr NICKELBACK. Womit hab ich das verdient? Der Abend fing so super an, nun muss ich einen soap-ähnlichen Redeerguss über mich ergehen lassen. Trennung hier, heißer Flirt da, super Job bei ihm und Schleimi ist nun Eigentümer einer Kunstgalerie. Spannend wie die Osterpredigt des Oberpfaffen.

Die Flucht zurück auf die Tanzfläche wäre ein Traum, doch irgendwie will der Sound nicht mehr so recht kicken. Dabei ist das offensichtlich immer noch die selbe Band, die da durch die Boxen quillt. Anstatt frenetisches Feiern sind wir mittlerweile beim Schunkeln in einer Art Dauerschleife pappen geblieben, ohne dass jedoch hier weiter Spannendes geschieht.
Nun ist an Tuchfühlung sicherlich nichts schlecht, mitnichten, doch geht von der Dancefloor und den Frauen, die da sich um 'nen Spielkameraden abmühen eine Anziehungskraft aus wie von einer Grundschuldirektorin. Sicherlich alle ganz nett, doch nett hat bekanntlich 'ne Schwester.

Doch bevor ich nun durch die rettende Tür in die Nacht hinaus trete, will ich von dem DJ noch wissen, was hier so furios und gefällig begann und so traurig langweilig und austauschbar endete...als ich wiederholt betone, dass ich die Band echt nicht kenne, werde ich nur ungläubig angeglotzt. Das sei das nächste große Ding, ein Trio aus Zürich namens DAYS WE ARE EVEN, die mit ihrem Modern-Metal nicht nur den Zeitgeist träfen, sondern mit ihrem Debüt “Himalaya“ die Pforten des Radios auch mehr als weit aufstießen. Mein Einwand, dass die Platte durchaus schön straight nach vorne startet, dann jedoch ab der Hälfte in der breiten Langeweile harmlos verendet, verpufft ohne jegliche Wirkung. Mit Entrüstung entgegnet mir der Hobby-DJ, ob ich überhaupt 'ne Peilung hätte, wie die Frauen darauf abgehen würden und ob ich blind sei, ich solle mich doch mal auf der Tanzfläche umschauen. Nun ist mir klar, dass der Typ es nicht raffen wird, worauf ich hinaus will, und ich verabschiede mich. Unnötig zu erwähnen, dass ich verheiratet bin.

Tracklist:
1.Misunderstood
2.Stereo/stereo
3.Saturday Leash
4.Mescaline
5.Himalaya
6.Pure
7.Cars – The Low Breeze of Hope
8.Rewind the Pain
9.Ballerina
10.Take My Time
11.Seventeen
12.The Elegance

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!