Plattenkritik

Dear John Letter - Part & Fragment

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Release Date: 15.10.2010
Datum Review: 23.11.2010

Dear John Letter - Part & Fragment

 

 

Die Kirchenglocken läuten die Bevölkerung zum Gottesdienst zusammen. Kollektives Anbeten eines immateriellen Geistes durch hospitalistisches Niederknien und Aufstehen. Doch die Auferstehung von den Toten erfolgt nicht durch den immer so hochgepriesenen Sohn Gottes, sondern im Fall von Dear John Letter durch Dominik Baur, der dem Booklet zufolge unter anderem für Noise zuständig ist. Ein großes lautes Durcheinander herrscht zum Ende von „Silent Sirens“ nachdem die Glocken vollends verklungen sind, bis Gitarre und Schlagzeug sich auf so etwas wie eine klare Linie geeinigt haben.

Zuvor wurde schonklar das man mit Part & Fragment keine reinrassiges Postrock Album vorliegen hat, auch wenn Einflüsse wie Mogwai kaum zu verkennen sind. Vielmehr oszilliert es zwischen Prog und Post, ohne dabei die Augen vor anderen Einflüssen zu verschließen. Mag bei „You Remain Unshakeably Calm“ noch die Dynamik in dem zu sehr einlullenden Klang gefehlt haben, wird dieses im Laufe des Albums immer mehr zum tragenden Element. Bei „The Looking Glass“ wird das direkt mit einer schneidenden, tocotronicartigen Gitarre zum Anfang deutlich, wobei in Folge immer mehr der Laut-Leise Kontrast hochgedreht wird. Auch wenn Aereogramme noch einen Schritt weiter gegangen sind, ist das was hier abgeliefert wird nicht mehr weit weg.

Indes sind die Schotten nicht die einzigen Vorbilder. Von der gegenüberliegenden Seite scheinen immer mal wieder, gerade im späteren Verlauf des Albums, Pink Floyd oder sogar Led Zepplin durch die Soundschichten. „House Of Leaves“ könnte da sogar als namentliche Hommage zu Houses Of The Holy herhalten, während der Song in bedrohlicher Stimmung versinkt. Das Glockenspiel bei „Oh Grandeur“ hellt dagegen die Klangfarben mächtig auf und könnte auch von Neil Hannon stammen, falls dieser nicht zu zart für kräftige Verstärker wäre.

Zart ist leider auch die sanfte Stimme von Martin Fischer, die alleine durch Verfremdung abwechslungsreicher wird. Dies fällt aber bei Liedern, die scheinbar auf Grund der Leichtigkeit ständig knapp davor sind über ihre eigenen Füße zufallen, kaum auf, da immer noch im letzten Moment der rettende Ausfallschritt geschafft wird. Darüberhinaus meistern es die Augsburger fast über die ganze Laufzeit ihren Vorbildern alle Ehre zu erweisen, ohne zu fokussiert auf dieses zu sein. Erwähnenswert ist noch die Aufmachung des Paperbacks in welchem das Album steckt, denn hier entfaltet sich wunderschön eine Zeichnung der Augsburgeraltstadt vor den Augen des Zuhörers, in welcher die Namen der Songs geschickt eingearbeitet sind.

Tracklist:

01 You Remain Unshakeably Calm
02 The Looking Glass
03 Silent Sirens
04 Of Grandeur
05 That`s The Way The Cookie Crambles
06 You Can`t Hear Yourself Think
07.Crux
08.House Of Leaves
09.The Silver Ring Of The Bell
10.Kandi

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Kilian

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