Plattenkritik

Defy The Laws of Tradition - GameChanger

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Release Date: 19.10.2013
Datum Review: 16.10.2013

Defy The Laws of Tradition - GameChanger

 

 

Asche zu Asche und Staub zu Staub. Oder wie es schon der große amerikanische Poet Jamey Jasta gesungen hat: „End this and embrace the destruction. End this to embrace new life.” Es muss einfach ein Ende geben um Neues zu schaffen, das weiß doch jeder. Wer ein gutes erstes Album veröffentlicht hat, der sollte sich für das zweite keine unnötigen Hoffnungen machen – da kommt man erfahrungsgemäß niemals wieder heran. Dafür bräuchte man schon etwas Gewaltiges, Mächtiges, einen richtigen „GameChanger“.

Das neue Album der Nürnberger Band DEFY THE LAWS OF TRADITION ist genau so etwas: Eine Scheibe, die das Spiel verändert. Dafür haben die Franken aber auch lange genug an den Songs geschraubt. Etwa vier Jahre sind vergangen seit ihrem ersten Longplayer „’Till Death Us Part“ und die Zeit (inkl. Besetzungswechsel) hat der Band und ihrer Musik gut getan.

Ich erkenne zwar immer noch den Lamb of Pantera Engage-Mix, aber genau der macht diese Band und vor allem das neue Album so spannend. Es passiert einfach wahnsinnig viel im Verlauf dieser über einstündigen Scheibe. Natürlich haben DEFY THE LAWS OF TRADITION die bewährten Bausteine nicht verworfen: das walzende Riff in „Here’s To Hell“ macht so schnell keiner nach und der locker anmutende Anfang von „Live And Let Nerd“ entwickelt sich rasant zu einem berserkischen Knochenbrecher. „(U)Solution“ und „Scapegoat“ trumpfen mit viel Fußgetrommel und gesanglicher Abwechslung auf. Die obligatorische Ballade, die am Ende doch noch etwas härter wird, darf natürlich nicht fehlen. Wenigstens wurde sie in diesem Fall halbwegs einfallsreich geschrieben und umgesetzt. Es ist also alles dabei, was man sich wünscht.

Dennoch gibt es einige Dinge, die einfach herausragen(d sind). Wie schon auf ihrem ersten Album ist die Gitarrenarbeit von DEFY THE LAWS OF TRADITION grandios. Von mächtigen Riffs über blitzblanke Soli ist hier alles an seinem rechtmäßigen Platz und bereit die Groovewalze loszutreten. Im Song „Hang.In’“ kommen dann noch kurz die 8-Saiter-Gitarren aus dem Folterkeller und los geht die Schlachtschüssel. Die Produktion ist nicht völlig zusammengepresst sondern so offen, dass man alle Instrumente gut hört – Juhu, man hört den Bass! – es aber ein homogenes und deftiges Gesamtbild bleibt. Gesanglich ist „GameChanger“ ebenfalls ein absoluter Leckerbissen. Schon im Titeltrack brechen die Shouts ungehalten aus den Boxen. Die cleanen Parts sind sorgfältig eingesetzt und haben unter anderem in „WCDTOS(SixYears)“ mehr Eier als Michaela Schaffrath.

Einziger Kritikpunkt: Die Songs sind ganz schön lang und gepaart mit den vielen unterschiedlichen Parts ist es teilweise schwer am Ball zu bleiben. Speziell die Schlusstrilogie aus „ONE: Desire“, „TWO: Despair“ und „THREE: Death“ schießt da etwas über das Ziel hinaus. Ich bleibe da leider irgendwo zwischen Rap, Jazz, weiblichem Gesang und epischem Metal hängen.

Was bleibt also zu sagen? Es gibt einfach einen entscheidenden Unterschied zwischen den meisten Künstlern: Die einen sind Musikanten, die anderen Musiker. Und DEFY THE LAWS OF TRADITION sind eindeutig Musiker. Es ist einfach erfrischend kein vorhersehbares 08/15 Geholze zu hören, sondern durchdachtes Songwriting, schöne Melodien und richtig gute Musiker. „GameChanger“ ist also vor allem ein musikalisch hochwertiges Album, das sich nicht vor seinem Vorgänger verstecken muss – ganz im Gegenteil: Der König ist tot! Es lebe der König!


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Jonathan

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Seid lieb!