Plattenkritik

Disbelief - Protected Hell

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Release Date: 17.04.2009
Datum Review: 01.04.2009

Disbelief - Protected Hell

 

 

Jeden morgen auf dem Weg in den Kindergarten spielt Papa der Kleinen sogenannte „Papamusik“ vor. „Und?“ fragt er, „wie findest du den Song von XYZ?“ (die letzten drei Buchstaben des Alphabets soll hier stellvertretend für alles Extreme stehen) „Guuuuut!“ „Und das?“ Jetzt kam DISBELIEF an die Reihe. „Angst!“ flüsterte sie ihrem Papa entgegen und sah dabei nicht gerade glücklich aus.

Kindermund tut Wahrheit kund, denn genau das ist die Stärke von DISBELIEF: Sie schüren das Feuer in dir, sie schaffen Ängste, sie bewegen! Dabei bilden sie ein latentes Risiko, denn sie treten nicht die Tür ein, sondern schleichen durch die Hintertür und machen „Buh“. Das achte Album „Protected Hell“ zeigt die Hessen von ihrer besten Seite, düster, schwer brachial, intensiv und dabei verdammt groovig. Ihr Death Metal (und „Ihr“ steht für eigene Richtung, eigenen Stil und eigene Eigensinnigkeit wenn es darum geht, „Ihr“ Ding seit Jahren durchzuziehen) ist ein Paradebeispiel dafür, dass Härte nicht immer gleichzusetzen ist mit Schnelligkeit, dass Emotionalität nicht immer mit Klargesang oder feuchten Schlüpfern einhergehen muss. „Protected Hell“ ist eine kleine Steigerung zum Vorgänger „Navigator“, da alle Tracks ihre eigene Ausstrahlung haben und auch die Produktion einem tonnenschweren Stein gleicht, der einem Kinderwagen bei 50% Gefälle zum Rollen verhilft. Immer wieder verschafft einem die Band die Möglichkeit, sich kurz Luft zu verschaffen, bevor sie wieder mit unnachahmlichen Riffs um sich schlägt. Den Kontrast zwischen diesem Augenblicken und den eher ruhigen, düsteren und melodischen Versatzstücken gibt dem Album Auftrieb, um in einer Sphäre der Dynamik zu schwelgen, in der andere Bands gnadenlos wegen Treibstoffmangel abstürzen würden. Das wohl markanteste im Sound der Zerstörer sind Jaggers Growls, die (auch im internationalen Vergleich) zum Bestialischten gehören, was der Extremmetal Markt aufweisen kann. Er beherrscht das Kunststück, den Hörer zu fesseln und mit auf seine Reise beim Durchleben der Songs zu nehmen. DISBELIEF haben mit „Protected Hell“ mal wieder ein starkes Album veröffentlicht und geben mit einem dicken Ausrufezeichen eine Antwort auf die Frage, ob es noch Gruppen gäbe, die innovativ seien. Mit einfachen Mittel ein gegebenes Ziel, das im Durchschütteln, sanft betten, Durchschütteln, sanft betten usw. des Hörers besteht, erreichen, mit einfachen Mitteln Alben zu schreiben, die ihrer Zeit ein wenig voraus sind.

„Buh!”

Tracklist:
1. Hell (Intro)
2. A Place To Hide
3. Hate/Aggression Schedule
4. Nemesis Rising
5. The Return Of Sin
6. Hell Goes On
7. S.O.S. - Sense Of Sight
8. One Nation‘s Son
9. Trauma (Instrumental)
10. The Dark Soundscapes
11. Room 309 (Kraftprinzip)
12. Demon‘s Entry

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Clement

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Ich fühle mich zu alt