Plattenkritik

Dominic - Nord

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Release Date: 29.09.2009
Datum Review: 30.11.2009

Dominic - Nord

 

 

Es ist schon irgendwie witzig, wie sich im Laufe der Zeit alles zu wiederholen scheint. Es war in etwa 1998 als JR EWING aus Oslo sich aufmachten, um der Menschheit, auch wenn es nur ein kleiner Kreis dieser war, zu zeigen, wie sich Screamo und Post-Hardcore aus Norwegen anhört. Das ist jetzt knapp elf Jahre her und in der Zwischenzeit gab es immer wieder Kopien von der Kopie, die wiederum auch nur eine Kopie war. Neue Genres gingen hervor, aus Screamo wurde das Geschrei und das Gefrickel herausgenommen und es entstand die Armee der einäugigen Kämpfer und Knatschtanten, zu der sich heute kaum noch einer bekennen mag. Der Lauf der Zeit halt.

Wie so viele, machen sich auch DOMINIC auf den Weg, um erneut zu zeigen, was Screamo einmal ausmachte und was für ein Zufall, die Band stammt aus Norwegen. Die Zeichen sind also auf Sturm gestellt und „Nord“ ist die treibende Kraft des drohenden Unwetters. JR EWING als Aufhänger zu diesem Review zu nutzen war hingegen kein Zufall, denn die Ähnlichkeit, was die Intensität und auch die Atmosphäre betrifft, ist schon teilweise frappierend. Das wirklich faszinierende an den zehn Songs ist dabei jedoch, dass die intensiven Momente nicht durch ausufernde Härte, sondern eben durch ausgefeilte und durchweg durchdachte Songstrukturen hervorgerufen wird. Was auf den ersten Blick aussieht, wie das reine Chaos, erweist sich als Plan und Kalkulation – eine Rechnung die aufgeht.

DOMINIC bestechen durch schöne, immer wiederkehrende Melodien. Das zeigen sie gleich im Opener „End Of Man“, der einen etwa acht bis zehn Jahre in der Zeit zurückwirft. Es ist die Zeit, in der Musik noch einen Hauch von Ehrlichkeit hatte, in der Songs noch Aussagen trugen, ohne sie vordergründig und plakativ zu platzieren. Vielmehr muss man einfach mal zuhören und seinen eigenen Schluss aus den Texten und der dazugehörigen Instrumentierung ziehen. „Nord“ funktioniert jedoch auch als Beiwerk zu anderen Tätigkeiten, so dass man sich nicht immer gänzlich auf die Musik konzentrieren muss. Die volle Wirkung entfaltet sie aber tatsächlich erst bei ersterer Herangehensweise. Erst dann nämlich zeigen sich die feinen Nuancen im Gesang, wie bei „Railroad Of Attraction“ (einem der Highlights der Platte) oder auch das wunderbare Zusammenspiel der letzten beiden Songs „Loss Of Breath“ und „Ink For Bullets“. Und auch erst dann kommt die konstant unterschwellige Dramatik zum Vorschein, die dem Hörer mit einigen sehr schönen, gleichzeitig aber auch herzzerreißenden Momenten beglückt. Über die gesamte Spielzeit des Albums bleiben DOMINIC sich selber treu und führen den Weg, den sie auf der Split mit THIRD MEMORY“ eingeschlagen haben konsequent weiter.

Wenn man auf der Suche nach Musik ist, die irgendwelche gängigen Klischees bedient, ist man bei DOMINIC an der falschen Adresse, diese bleiben hier nämlich glücklicherweise außen vor und genau das ist auch der Grund für solch hochkarätige Musik. Sie ist eigenständig, ohne zu eigen zu sein, nostalgisch, ohne zu viel zu kopieren und ehrlich, ohne einem dies die ganze Zeit zu auf die Nase zu binden. Die Hochzeiten des Genres Screamo sind vielleicht vorbei und doch zeigt die Band, dass die Musik als solche weiterleben kann und sich vor nichts, aber auch gar nichts zu verstecken hat. Danke!

Tracklist:

01. End Of Man
02. Idiocracy
03. Incorporated Desert Fields
04. Deep, Deep And Forever
05. Get Rich And Die Trying
06. Railroad Of Attraction
07. Red Light
08. Farewell Wellfare
09. Loss Of Breath
10. Ink For Bullets

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Alex G.

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