Plattenkritik

Downtown Struts - Victoria!

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Release Date: 15.05.2012
Datum Review: 06.07.2012

Downtown Struts - Victoria!

 

 

Erst die Lieblingsplatte unterm Sofakissen vergessen. Dann plockige Sahne statt Milch aufs Müsli gegossen. Die Reifenpanne auf dem eng gesteckten Weg zur Arbeit. Dann erst Regen, später Schnee. Und zwischen all diesen Momenten: Ein Blick auf den Kalender enthüllt - gerade einmal Dienstagmorgen. Statt Verzweiflung und Selbstmitleid kommt genau jetzt Timmy ins Spiel. Timmy ist in den richtigen Momenten der Sechser im Laune-Lotto. Der Typ, der über´s Wasser latscht und dabei grinst. Jeder sollte einen Timmy kennen.

Die DOWNTOWN STRUTS haben Glück. Und weil sie sich dessen bewusst sind, haben sie Timmy direkt einen Song gewidmet und ihn auf ihrem Debütalbum neben neun anderen Tracks platziert. Diese inhalieren den windigen und lebendigen Punkrock ihrer Heimatstadt Chicago und decken weitere Geschichten von der Strasse und dem eigentlichen Leben auf. Dan, Ben, Zack und Ryan wirken dabei, als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen: Bei „Postcards“ spürt man den Fahrtwind durchs Van-Fenster wehen, von „Mexican Graffiti“ lehnen sich nicht nur Wortfetzen genüsslich an die MENZINGERS oder BLACKLIST ROYALS an.
Die DOWNTOWN STRUTS ackerten sich bereits für „Sail The Seas Dry“ durch den Werdegang des Boss´ oder die Aura früher SOCIAL DISTORTION, klingen nun mit „Victoria!“ noch unverkrampfter und drücken genau dort Tinte in die Haut, wo seit ONE MAN ARMY nur noch selten schöne Bildchen zu sehen waren. Wo die Bay Area gleich mit ins Boot springt kann das Quartett aus Illinois eine Verbeugung vor DEAD TO ME („Rocca Ave.“) genauso wenig leugnen wie einen stolzen Americana-Einschlag in ihrem musikalischen Rückgrat („Back To N.Y.“). In Erklärungsnotstand geraten die DOWNTOWN STRUTS hingegen nie, dafür ist „Victoria!“ mit seinem „trotzdem-immer-nach-vorne-blicken“ zu schlüssig, rund und anstiftend.

„I´m ok, ok!“ beschwört Dan, während „Lost In America“ die perfekte Bewerbung für THE FEST unterzeichnet. „Anchors“ fährt dann im Abendrot durch San Franciscos Straßen und freut sich aufs kalte Feierabendbier. Und dann ist da noch Timmy. Und wo Timmy ist, ist eh noch „one more round“ drin und alles am Ende„alright tonight“. Schon andere Pläne gehabt? Gleich begraben. Einsteigen und mit „Victoria!“ und den Dudes noch ´ne Runde drehen. Eine letzte. Bald ist schließlich Wochenende.

Trackliste:

01. Prologue
02. Postcards
03. Back To N.Y.
04. Tim
05. Mexican Graffiti
06. Lost In America
07. Rocca Ave.
08. Anchors
09. Rogues
10. Southpaw


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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.