Plattenkritik

Dr. Dog - Shame, Shame

Redaktions-Rating

Tags

Info

Release Date: 06.04.2010
Datum Review: 31.03.2010

Dr. Dog - Shame, Shame

 

 

Verunsicherung, Isolation und Vereinsamung können viele Gründe haben. Wie man damit umgeht, kann auch höchst unterschiedlich sein. Aggressivität und Paralysierung wären zwei recht häufige Optionen. Entweder man brüllt sich die Seele aus dem Leib und schlägt wahllos auf Objekte oder auch Subjekte ein, oder man verfällt in eine Kältestarre und regt sich keinen Millimeter mehr vom Fleck. Ein weitaus schönerer Effekt wäre die Stimulierung. Man geht Projekte an, versucht sich von seinem Unmut durch andere Tätigkeiten zu befreien. Man greift sich eine Gitarre und schreibt Songs. Songs die frontal auf die Schuld, die Einsamkeit, die Isolation und die Verunsicherung zugehen. Das Ende der guten Zeiten und der guten Zeiten die darauf folgten. Die Gewissheit, dass man nichts bewegt hat und dass man nicht mehr den Willen besitzt etwas daran zu ändern. Zweifel und dunkle Schatten schwingen in den Texten des neuen Albums, SHAME SHAME, von DR. DOG mit.

Nur irgendwie klingt die Musik so gar nicht danach. Hier ein Chor, da eine Orgel und dort eine groovende Bassline. THE BAND, die BEATLES und Konsorten sind noch in Hörweite. 'I Only Wear Blue' und 'Station' sind Songs, welche WILCO bisher einfach noch nicht geschrieben haben. Alles wirkt so aus der Zeit gefallen, als ob sich das Raum-Zeit-Kontinuum um das Album herum gekrümmt hätte. Hier haben DR. DOG wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie spielen die Songs mit einer solchen Hingabe im Gewand der vergangenen Jahre, dass man sie einfach mögen muss. Nur fehlt die Kohärenz zwischen Text und Musik, man kauft ihnen die Verunsicherung und den Zweifel nicht ab.

Aber Honig ums Maul schmieren lässt man sich immer gerne von solchen Songs. Die eigenen Zweifel gegenüber der Ehrlichkeit werden einfach weggefegt von kleinen immer wieder zu entdeckenden Details. Die Chöre streichen einem sanft über das Gesicht, die Orgel bläst einem Wind ins Haar und die Gitarren lassen auch meine behaarten Beine wippen. Ein Album für den Balkon und wer keinen hat, soll sich auf eine Verkehrsinsel setzen.

Tracklist:

1. Stranger
2. Shadow People
3. Station
4. Unbearable Why
5. Where'd All The Time Go
6. Later
7. I Only Wear Blue
8. Someday
9. Mirror Mirror
10. Jackie Wants A Black Eye
11. Shame, Shame

Autor

Bild Autor

Kilian

Autoren Bio

-