Plattenkritik

EIGHTEEN VISIONS - XVIII

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Info

Release Date: 02.06.2017
Datum Review: 05.06.2017
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Crucified
2. The Disease, The Decline And Wasted Time
3. Underneath My Gun
4. Live Again
5. Laid To Waste In The Shit Of Man
6. Oath
7. Spit
8. Picture Perfect
9. Fake Leather Jacket
10. For This I Sacrifice

Band Mitglieder

 

James Hart - lead vocals
Keith Barney - lead guitar, backing vocals
Trevor Friedrich - drums, percussion

EIGHTEEN VISIONS - XVIII

 

 

EIGHTEEN VISIONS sind eine dieser Bands aus der Hochzeit des Metalcore-Booms, die wohl nur wenige noch auf dem Schirm hatten. Das mag nicht unwesentlich an der Auflösung im Jahre 2007 liegen, die vorerst einen Schlussstrich unter die bis dahin bewegte Karriere der Truppe aus Orange County ziehen sollte. Nachdem man Mitte der Neunziger als Hardcore-Band anfing, war der größte Erfolg wohl Anfang der 2000er im Zuge des Metalcore Hypes zu verzeichnen. Unzählige Memberwechsel und stilistische Kurskorrekturen später hatte man sich von metallischem Hardcore hin zu melodischem Alternative Rock/Screamo orientiert, Imagewechsel mit Kajal und schwarzer Einheitskluft inklusive. Langfristig blieb der erhoffte Mainstream-Erfolg jedoch aus und so kam es schließlich zum Split.

 

Nun, 10 Jahre später, melden sich EIGTHEEN VISIONS überraschend mit einer neuen Scheibe aus der Versenkung zurück und man darf natürlich gespannt sein, in welche Richtung der Neuanfang stilistisch geht. Alten Fans zur Freude haben sich die Kalifornier auf dem schlicht "XVIII" betitelten Album ganz klar an ihrer Früh- und Mittelphase orientiert, sprich es wird Breakdown geschwängerter Metalcore der schwer groovenden Sorte kredenzt. Schon der Opener "Crucified" gibt sich größte Mühe, dem Hörer zur Begrüßung mit einer chaotischen Eröffnung, den gewohnt hohen Screams von James Hart und tonnenschweren Riffs ordentlich das Fressbrett zu polieren. EIGHTEEN VISIONS haben sich offensichtlich abgeschminkt, den Seitenscheitel ausgekämmt und lassen es nun auf die alten Tage nochmal ordentlich krachen. Zwar geht es bei Nummern wie "The Disease, The Decline And Wasted Time" und "Underneath My Gun" etwas geordneter als beim Opener zu, man hat aber ganz klar Blut geleckt und das Aggressionslevel ist fast konstant hoch.

 

Trotzdem wird auch die Spätphase der Band nicht vollkommen verleugnet und besonders Fronter James Hart lässt zwischendurch immer mal wieder seine räudige Rockstimme durchscheinen, so dass bei "Laid To Waste In The Shit Of Man" tatsächlich nochmal richtiges Arenafeeling aufkommen will. Grade durch die Vermischung von groovelastigem, fast schon sludgigem Metalcore mit Anklängen von dreckigem Rock erinnern EIGHTEEN VISIONS auf "XVIII" auch immer wieder ein wenig an ihre Kollegen von EVERY TIME I DIE, sind jedoch allgemein etwas weniger hyperaktiv unterwegs.

 

Nicht immer treffen die Kalifornier ins Schwarze; der Versuch, bei "Spit" chaotischen Metalcore und Manson zu mischen geht beispielsweise ein wenig in die Hose. Auch die vielen Sprachsamples hätten nicht unbedingt sein müssen und ab und zu wäre ein wenig mehr Abwechslung wünschenswert gewesen. Ob man sich mit "XVIII" zur Speerspitze des Genres aufschwingen kann darf also angezweifelt werden, zumal man auch zur Blütezeit eher zum oberen Schaft gehört hat und es einfach deutlich kreativere und abwechslungsreichere Bands im gleichen Dienstalter gibt. Allgemein ist EIGHTEEN VISIONS aber eine würdige Rückkehr gelungen und besonders Metalcore-Nostalgiker dürften sich über die stilistische Ausrichtung des neuen Albums freuen. In diesem Sinne, welcome back!

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.