Plattenkritik

Embraced By Hatred - Real Recognizes Real

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Release Date: 01.01.2009
Datum Review: 17.02.2009

Embraced By Hatred - Real Recognizes Real

 

 

Gib mir ein „E“! EMBRACED BY HATRED sind die Beatdown-Dienstleister. Halsstarriges Herumgereite auf einer Saite, gefühlte dreihundert Beatdownparts, Doublebassteppiche und HipHop-Referenzen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Real Recognizes Real" eigentlich eine grundsolide Genreplatte ist. Zum Ende hin wird es allerdings richtig ärgerlich. Durchschauen muss man das alles ohnehin nicht.

Wir haben die Lagerteilung ja mittlerweile verstanden: Wir die Studenten, ihr diejenigen, die das Leben geblickt haben. Auch dass man mit dem Brustton der Überzeugung von sich behaupten kann „Hardcore“ zu sein, ohne mit Punk sozialisiert worden zu sein. Alles kein Thema mehr. Roger Mirets Bonmot „Never trust a hardcore kid that has not listenend to punk“, Schwamm drüber. Letzterer hat ohnehin sehr nachgelassen auf den letzten Alben seiner Band. Auf "Real Recognizes Real" ist alles (natürlich) dicke Hose, die mitunter recht lang arrangierten Stücke sind für Beatdownverhältnisse erstaunlich abwechslungsreich geraten, die Produktion ist schön transparent. Das kurze instrumentale HipHop-Zwischenspiel 'The Night' lässt atmosphärisch ein wenig Luft zum Atmen und wirkt keinesfalls deplaziert. Nur drängt sich wie bei so vielen Bands dieses Genres die Frage auf „Was wollen die eigentlich?“. Wo sich die üblichen Respect-Underdog-und-Straßenkämpfer-Metaphern die Klinke in die Hand geben, ließe sich der Text zu 'Drop Dead' mit viel Wohlwollen glatt als Kommentar zu Bildungsmisere und Perspektivlosigkeit lesen. In der Holzschnittversion natürlich. Wie das mit dem latenten Kokettieren mit Asozialität zusammengeht, sollte auch klar sein: Wir haben zwei offene Augen für unsere Leute. Real recognizes real halt. Der Rest bekommt im Pit auf die Fresse. Nicht falsch verstehen. Es geht hier überhaupt nicht um ähnliche Songstrukturen oder Gast MC’s ('Claiming All Back') in einem der wertkonservativsten Subgenres zeitgenössischen Hardcores. Es geht (wieder mal) eher um den sportlichen Charakter, um das, was die Musik mit einem macht. Vielleicht enttarnen sich EMBRACED BY HATRED auf 'None To' selber, wenn sie SMA mit betont aggressiver AZAD-Stimme Zeilen rappen lassen wie „ich geh mit meinen Brüdern in den Puff und es knallt“, „wer hasst faggots, faggots?“ oder „Mutterficker es ist Mitte, es ist Ruhrpott RBS, manche Leute denken wir sind friedlich doch jetzt gibt es Stress“. Dass sich dabei selbst bei denjenigen, die sich damals noch ob des Überzogenheitsgestus von WESTBERLIN MASKULIN in die Boxershorts geschossen haben, untemrum nichts regt ist plausibel. Es wurde schließlich bereits alles gesagt. Das Neue lässt weiterhin auf sich warten. Es richtet sich etwas auf. Nein, es ist nicht der Zeigefinger. „Ich schlag dein Kopf auf den Bordstein.“ Auch das ist ja ein sehr anachronistischer Kunstgriff der vermeintlichen harten Jungs: Sexismus, Homophobie und stumpfe Gewalt miteinander zu einem brisanten Cocktail zu verquirlen, nur um am Ende zu behaupten der blöde Rezensent habe das nicht als Stilmittel erkannt. Privat sind EMBRACED BY HATRED bestimmt total nett. Das glaube ich jetzt übrigens wirklich.

Tracklist:

01: The Rain
02: Drop Dead
03: N.T.P.M.O.
04: Those Who Respect
05: Bane
06: The Night
07: Lions
08:Come Get Some
09: Claiming It Back
10: Down To Concrete
11: The Path
12: None To Feat. SMA





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René

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