Plattenkritik

Fall Of Efrafa - Elil

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Info

Release Date: 21.09.2007
Datum Review: 15.08.2009

Fall Of Efrafa - Elil

 

 

FALL OF EFRAFA – Eine Geschichte in drei Akten

Teil 2: Elil


Das sich FALL OF EFRAFA aus England zusammengefunden haben, um dem Roman „Watership Down“ eine musikalische Interpretation zu verpassen, muss mittlerweile nicht mehr erwähnt werden. Daher ist auch an dieser Stelle Schluss. Wer mehr über das Buch und seine Geschichte erfahren will, soll doch bitte in die nächste Buchhandlung gehen und sich ein Exemplar bestellen. Klar ist aber, dass diese Geschichte die Grundlage zu den drei Alben der Band ist. „Elil“ bedeutet soviel wie Feind, im übertragenden Sinne, der Feind in einem selbst. Aber im Sinne von FALL OF EFRAFA auch der Mensch als Feind der Natur, der Welt, der Tiere und des gesamten Planeten. Sie haben Wut und die schreien sie hinaus.

„Elil“ ist der zweite Teil einer Trilogie und was mit „Owsla“ in Form von brachialem Hardcore der neuen Schule begann entwickelte sich schon während des ersten Releases zum Schluss hin in die Post-Hardcore Ecke. Wer sich noch an das Ende des letzten Albums erinnert, wird zum Anfang des aktuellen Outputs sofort den Einstieg finden. Endete „Owsla“ in einem nicht ausklingen wollenden Regenschauer, so wird dieser hier nun wieder aufgegriffen und eröffnet das Album atmosphärisch. Kann man hier denn eigentlich von einem Album sprechen, obwohl nur drei Songs auf eben diesem vorhanden sind? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: Ja! Es sind zwar nur drei Songs, diese gehen aber jeweils über 20 Minuten und erzählen die Geschichte, die vor einem Jahr begonnen wurde, konsequent weiter. Nach wie vor scheinen sich FALL OF EFRAFA nicht so recht entscheiden zu wollen, welchem Genre sie eigentlich angehören möchten. Immer noch wird neue Schule mit der Silbe „Post“ versehen und doch scheint es, als würde man sich nach und nach mehr zum Letzteren bewegen.

„Beyond The Veil“ beweist das als Einstieg sofort eindrucksvoll. Der Regen weicht einer Melodie mit latent aggressivem Unterton und die Band beginnt zu ihrer Meinung über Religion und darüber, wie der Mensch mit seiner Welt umgeht, Stellung zu beziehen. Das gestaltet sich dann auch mehr als wuchtig und düster. Schleppend kämpft man sich durch die ersten Minuten des Songs, bis man nur noch den Bass flitschen hört. Und dann ist sie wieder da, diese typische Ader, dem melodischen Hardcore zu frönen. Die Geschwindigkeit steigert sich und alles gewinnt ein wenig mehr an Fahrt. Der bedrohliche Unterton verschwindet aber auch hier nicht. Das man dieses Tempo nicht über 20 Minuten aushält, wissen auch FALL OF EFRAFA und so gibt es immer wieder Abstecher in die Sludge Ecke, mit ihren alles unter sich begrabenden Soundwänden. Alles wird wieder langsamer, die Anschläge auf die Gitarren und auf das Schlagzeug scheinen ewig auf sich warten zu lassen und wenn es dann doch geschieht, geht es einem durch Mark und Bein. Das was hier geschieht, ist Atmosphäre pur. Die Erklärung zum Song liest sich wie folgt: “Religion, in all its forms is based on one thing; control. It is a set of beliefs which is created to indoctrinate, suppress and strangle the thoughts of those who choose to embrace it. It holds nothing more substantial than the rambling thoughts of groups of humans who wished to use it for one purpose or another. Stories and fables stolen from older stories and fables, passed on, edited, copied hundreds of times to suit whoever needed it as a vehicle for their own gain.“ Bessere Worte für die Fehlnutzung eines religiösen Verständisses kann man wohl nicht finden.

Das FALL OF EFRAFA am stärksten sind, wenn sie episch agieren, scheinen sie gelernt zu haben, denn „Dominion Theology“, der die eben erwähnte Aussage noch ein wenig konkretisiert, besteht nur aus solchen Parts. Der Hardcore wird gänzlich minimiert und heraus kommt dabei ein weiteres musikalisches Meisterwerk an Atmosphäre, Dunkelheit, Misanthropie und einer unbändigen Wut, die dem Hörer entgegen gebracht wird. Die Band spielt mit ihren Hörern, treibt sie an den Rande des Erträglichen, mit diesen lang gezogenen Passagen und hinterlässt meist einen emotionalen Scherbenhaufen. Das schafft sie zum einen durch die extrem kritischen Texte, die tatsächlich zum Nachdenken anregen, aber auch durch die Art, wie man den Hörer durch die Songs führt. Man wird nicht an die Leine genommen und einen vorgetretenen Pfad entlang geführt. Meist muss man sich den Weg einfach selber suchen und scheitert dabei an den Wirrungen, die dieser einschlägt. Die Protagonisten des Ganzen sind aber immer wieder da, um einen auf den richtigen Pfad zu lenken und einen so sicher ans Ziel zu führen.

Das Ziel nennt sich „For El Ahraihrah To Cry“ und fasst wieder die eingangs erwähnte Geschichte auf, auf der die Alben der Band basieren. Hier, so scheint es manifestiert sich dann auch der Stil, der das letzte Release der Band, welches im Jahr 2009 erscheinen wird, ausmachen soll. Der Wechsel zwischen laut und leise wird spielend vollzogen, und die einzeln eingestreuten akustischen Parts, sind tatsächlich so etwas wie Entspannung für die strapazierten Nerven des Hörers. Der endgültige und abschließende Ausbruch wird eingeleitet durch ein mehr als ergreifendes Zitat über die Weltanschauung und das Selbstverständnis auf dieser Welt als Mensch, als alles überwachende und kontrollierende Rasse zu existieren. Was danach geschieht , wird in die Geschichte der Band eingehen und vor allen Dingen wegweisend sein. Wir befinden uns nicht mehr im Bereich simpelst erstellter Musik, sondern im Bereich einer modernen Abart von Kunst und dies beherrschen FALL OF EFRAFA perfekt.

Mit ihrem zweiten Release findet die Band also ihren endgültigen Weg und lasst staunende Hörer zurück, die sich schon jetzt die Finger nach dem lecken, was da noch kommen mag. Eine Band die viel zu sagen hat, dieses auf ihrem zweiten Album in nur drei Songs ausdrückt und nur noch ein einziges Album Zeit hat, die Geschichte abzuschließen. Ob sie es schaffen werden zeigt sich im Jahre 2009.

To be continued....


Tracklist:

1. Beyond The Veil
2. Dominion Theology
3. For El Ahraihrah To Cry

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Alex G.

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