Plattenkritik

Forever In Terror - Restless In The Tides

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Release Date: 15.06.2007
Datum Review: 27.05.2007

Forever In Terror - Restless In The Tides

 

 

Meine Damen und Herren, diese Band dürfte in Deutschland erst seit kurzem Auto fahren, denn die Jungs sind erst zarte 18 und obwohl sie nicht ihres Alters nach bemessen werden wollen, muss ich doch genau jenes zu Sprache bringen. Als ich nämlich den ersten Durchgang ihres Debuts „Restless In The Tides“ beendete, war ich mir sicher, es hier mit Mitzwanzigern zu tun zu haben, denn ihre Musik ist unglaublich reif und erwachsen, obwohl das derzeitige Line Up erst seit einem Jahr besteht!

Geht das? Kann man Klassik mit Moderne verbinden, ohne bei der Gradwanderung abzugleiten und ins Bodenlose zu stürzen? Kann man mit den Elementen spielen und doch weder Feuer, Wasser, Wind und Erde zu sein? Ja, das kann man und FOREVER IN TERROR ist dies ‚almost perfect’ gelungen! Man definiere seinen Stil zwar als NWOAHM zugehörig, aber ich finde, dass er sich doch vom zur Zeit vorherrschenden Einheitsbrei absetzt. FIT setzen die modernen Songkomponenten klarer Gesang (Sehr spärlich, lediglich in ‚The Chosen One’, ‚Restless In The Tides’ und ‚I´m Not Afraid Of Tomorrow’ zu hören), Beatdowns, Moshparts und einem ein wenig nach CHIAMIRA und UNEARTH klingendem Metal/Hardcore Geschrei ein und klingen dennoch nicht nach Metalcore, sondern fast schon ein wenig wie ein Symbiont aus altbackener Tradition und der musikalischen Gegenwart.

‚Leviathan’ ist eine Hommage an den Death à la SUFFOCATION und IRON MAIDEN Soli, allerdings sind hier und da versprengte Ansätze von Chaos und MESHUGGA Anleihen ausfindig zu machen. Wo hingegen „I´m Not Afraid Of Tomorrow’ eine melodiöse Basis im Powerchordriffing verzeichnen kann, ohne poppig zu wirken. Überhaupt werden die Stereotypen des Metalcores eher dezent eingesetzt und somit beinhaltet nicht jedes Stück das selbe Schemata von frickeligen Melodien, über die ein Stimmbanddehner seine Aggressionen hinausbrüllt, auch wenn das Album leichte Ermüdungserscheinungen ab ‚All Left Drowning’ zeigt, wobei gesagt werden muss, dass dies der vorletzte Song der Platte ist(!). ‚The Chosen One’ beinhaltet dann ganz überraschend einen melodisch gesungenen Refrain, der sich am Ende des Stückes in der besungenen Harmoniekurve noch steigert, ohne den Song zu überladen und nach einem Reißbrett Verschnitt klingen zu lassen. Der letzte metallische Brocken im Gepäck ist der Titelsong zum Album und hier kommt die Vorliebe für Heavy Metal klar zum Ausdruck und zum ersten Mal klingen sie richtig nach der aktuellen Darbietungsform des Metals, aber FIT stoßen mir metaphorisch in die Rippen, als bei 1:10 Minuten auf einmal Konzertgitarren zu hören sind und eine Passage klaren Gesangs eingeleitet wird, um nach nur 20 Sekunden wieder in den vorausgegangenen Rhythmus zurückzukehren und in einem herkömmlichen, aber druckvollen Moshpart zu landen.

Der Sound: Die Gitarren sind differenzierbar gemischt und das Pegelverhältnis zu Gesang und Bass sind nach meinem Geschmack. Tiefe, aber kein Tieftonbrett und bereichert mit kleinen Soundschmankerln, wie Streichern. Die musikalische Arbeit ist überzeugend. Wer Songs schreibt, die nicht selten bis zu 6 Minuten dauern und trotzdem nicht langweilig werden, hat einiges auf dem Kasten. Die Jungs aus Ohio sind fit, äußerst fit auf ihren Gitarren und das zeigen sie auch, aber sie erschlagen einen nicht mit ihrem Können, sondern bewahren sich das für besondere Stellen auf. Der Bass stellt hier die perfekte Verbindung zwischen den Gitarren und dem Schlagzeug da. Nicht ’bummbumm’, sondern technisch und auf die Melodien seiner sechssaitigen Kollegen, sowie auf das Drumming fokussiert. Definitiv herausstechend, nimmt der Tieftöner allerdings die Rolle ‚Understatement’ ein und drängt sich nicht in den Vordergrund. Die Drums erinnern mich an Keith Moon von THE WHO, nämlich in der Hinsicht, dass er die Betonung der Riffmelodie mitspielt. Schlecht zu erklären, muss man einfach hören.

10 Skulls darf man nur vergeben, wenn man das Album bis an sein Lebensende hören wird. Ob es bis ans Lebensende reicht, weiß ich nicht, aber es ist einfach mehr als 9 Punkte, daher entscheide ich mich für 9,5 und empfehle ohne Voreingenommenheit das Album anzuhören und vor allem konsequent einmal durchzugehen, damit die vielen Einzelheiten, die mich in den Liedern begeistern, nicht verloren gehen.


Tracklist
1. Destroy us
2. Leviathan
3. In the face of the faceless
4. The chosen one
5. Shameless crucification
6. I´m not afraid of tomorrow
7. Upon your grave
8. To burn alone, to burn alive
9. All left drowning
10. Restless in the tides

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.