Plattenkritik

Frank Turner - England Keep My Bones

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Release Date: 03.06.2011
Datum Review: 26.05.2011

Frank Turner - England Keep My Bones

 

 

Ein bisschen könnte es einen fast nerven, dass FRANK TURNER so ein unfassbar geiler Typ ist. Geil im Sinne von: Bodenständig, höflich, irgendwie normal und dann so begabt und herzlich. Everybody’s Darling und das auch noch zu Recht. Wer wird denn da schon meckern wollen? Immerhin verbindet der Typ das freundliche Kumpel-Image eines Springsteen’s der mittleren Dekade mit der Punk-Attitüde anderer New Jersey Punks. Das klang bislang immer schnittig und stimmig, auf „England Keep My Bones“ aber einen Schritt nach vorn gedacht: FRANK TURNER holt aus zum großen Wurf.

Und der wird ihm hoffentlich gelingen. Denn alles was man zu einem verdienten Durchbruch benötigt, das ist vorhanden: Die Club-Vergangenheit, die wunderschönen Songperlen und die immer wiederkehrenden Songs voller versöhnlicher Durchhalte-Parolen. Das funktionierte schon bei THE GASLIGHT ANTHEM, das muss auch hier zünden. Und vor allem deutlich wird, dass TURNER sich so beherzt auf die Vergangenheit Englands bezieht. Textlich, sowohl als auch musikalisch. Traditionelle irische Töne werden verknüpft mit kritischer Historie, endlich lässt er wieder BILLY BRAGG Assoziationen zu und vor allem traut er sich mit dem melancholischen, teils wütenden und auch ironischen politischem Unterton auf neues Terrain. Das dürfte im ersten Moment selbstverständlich schwer zugänglich erscheinen, macht sich aber im weiteren Album-Verlauf Luft und spielt sich frei in ein Album voll Überraschungen und Spielfreude. Und schon zu „Poetry Of The Deed“ habe ich den Vergleich gezogen, der sich hier nur bewahrheitet: TURNER schmiegt sich vom Song-Aufbau, der Wandelbarkeit seiner selbst, den Lyrics und auch dem Auftreten an Springsteen immer mehr an. Und wenn „Poetry Of The Deed“ das „Born To Run“ Turner’s war, dann ist „England Keep My Bones“.. ihr wisst schon. Und während „I Am Disapeared“ einer der leidenschaftlichsten Songs TURNER’s ist, „Redemption“ der wohl traurigste, „English Curse“ der wohl merkwürdigste und „I Still Believe“ das wohl größte „JA“ zum Rock N‘ Roll ist, betritt er mit „Nights Become Days“ dank klassischer Instrumentierung musikalisches Neuland und textlich ein höchst persönliches Niveau. Man könnte so ewig weitermachen oder auch einfach diese Platte kaufen und auf die Shows rennen. In 20 Jahren wird das längst nicht mehr in den Clubs deiner Stadt geschehen. Zu Recht.

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Raphael

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