Plattenkritik

Fuck Buttons - Tarot Sport

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Release Date: 19.12.2009
Datum Review: 18.01.2010

Fuck Buttons - Tarot Sport

 

 

Mit „Tarot Sport“ verhält es sich wie mit einem alten besten Freund, den man nach Jahren der Funkstille zum ersten Mal wieder sieht. Alles ist toll, man fühlt sich wohl und dennoch: irgendwie hatte man den doch anders in Erinnerung.

Die Erinnerung, die im Falle des zweiten FUCK BUTTONS-Albums mitschwingt hört auf den Namen „Street Horrrsing“ und war vor etwas mehr als eineinhalb Jahren mehr als nur ein Einstieg nach Maß, es war ein Manifest des wohligen Lärms (manche würden den Begriff „Kuschel-Drone“ ins Spiel bringen).

Nun also der Nachfolger und beim Wiedersehen fällt auf: dieVeränderung ist mehr als nur ein Gefühl. Vorbei die Zeit der Verzweiflungsschreie und der apokalyptischen Tribal-Drums. Das neue Stilmittel: Harmonie. Damit wir uns nicht falsch verstehen, auch „Tarot Sport“ rauscht im wahrsten Sinne des Wortes an einem vorbei, dass es eine Freude ist und Rhythmus ist nach wie vor einer der treibenden Faktoren des Duos. Doch etwas ist anders. Aufgeräumter, man möchte fast sagen: kontrollierter.

Waren Melodien auf „Street Horrrsing“ zwar durchaus auch schon vorhanden, so sind sie im Falle des Nachfolgers so etwas wie das Bindeglied zwischen den sieben, größtenteils abermals überlangen Songs. Auch das Tempo wurde angezogen, der Gesamtsound ist ungleich elektronischer ausgefallen, ohne dabei synthetisch zu wirken.

Eines bleibt jedoch: der unbedingte Wille zur Atmosphäre, ohne die Musik (und ja, das hier ist definitiv Musik) wie diese von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Diese fällt nun positiver aus. Die Welt mag ein abgefuckter Ort sein, doch sie ist es auch wert, umarmt zu werden. Songs wie der fiebrig-repetitive Opener „Surf Solar“ oder die entrückte Unterwasser-Hymne „Olympians“ liefern den perfekten Soundtrack zum Kredo. Und wenn dann beim perkussiv-verträumten „The Lisbon Maru“ doch nochmal Erinnerungen an den Erstling und dessen brillanten „Hit“ „Sweet Love For Planet Earth“ aufkommen, dann sitzt auch der Traditionalist in mir mit breitem Grinsen und mitwippend vor den vorzugsweise laut aufgerissenen Boxen.

Manche Freundschaften rosten eben nicht und wenn die beiden Bristol-Boys uns nach zwei Jahren zum Zeitpunkt des Wiedersehens auch zunächst abermals fremd erscheinen mögen, bin ich doch voller Zuversicht, dass man dennoch weiterhin in regem Kontakt bleiben wird.

1. „Surf Solar“ (10:32)
2. „Rough Steez“ (4:44)
3. „The Lisbon Maru“ (9:19)
4. „Olympians“ (10:54)
5. „Phantom Limb“ (4:50)
6. „Space Mountain“ (8:45)
7. „Flight Of The Feathered Serpent“ (9:32)

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.