Plattenkritik

Garish - Trumpf

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Release Date: 07.02.2014
Datum Review: 04.03.2014

Garish - Trumpf

 

 

Es gibt noch Hoffnung für die Indieszene. Diese Hoffnung kommt nicht aus dem Sandkasten der Hamburger Schule, auch wenn sich dieser Gedanke beim ersten Durchlauf schwer aufdrängt. GARISH kommen aus Östereich. Fünf Herren mit defintiv ziemlich viel Hamburger Schule im Hintergrund. So klingen sie teilweise sehr düster und hoffnungslos, gleiten durch die Untiefen der Gefühlswelt, teilweise losgelöst aber niemals leicht. Die Instrumentalisierung hat aber mehr zu bieten. Bläsersätze jenseit der Erwartung, tragend, leicht, nicht treibend. Klaviergeklimper als letzter Lichteinfall vor dem vollkommenen Abdriften in die Dunkelheit. Akkordeon unterstreicht bedeutungsschwere Chöre. Das Entreé kalt und federleicht, gefolgt von flottem 3/4 Takt zu tragendem Gesang. Die Gegensätze heben sich auf, verwirren, die Tempowechsel tun ihr Übriges. So schwingt sich "Alte Bekannte" auf, wo man fast keine Höhen mehr vermutet hätte. Deutschsprachiger Indie funktioniert noch gut. Diskurs ebenfalls.
Zum Mitsingen und Fröhlich sein gibt es "Ganz Paris" mit Schellenkranz, Akkordeon und Klavier. Bei "Bring mich auf Ideen" gibt es noch ein große Hallo mit ELEMENT OF CRIME und es geht leicht, fast liebevoll zur Sache. "Wissen Wir Allein" kommt ein wenig wie die Untermalung einer alten Zeichentrickserie an und vor dem inneren Auge zappelt der pinke Panther hinter den Stäben. "Abendrot" könnte nochmals fast von Sven Regener stammen und wirkt schon fast veraltet. Dennoch gut. Wein und Käse und so.
Man würde sich mehr von diesem bodenständigen Klangvolumen bei mehr Bands wünschen können. Standfestigkeit beweisen GARISH jedenfalls. Es wird Zeit aus den Löchern gekrochen zu kommen, die Trainingsjacke zu lüften und mal wieder ehrlich zu sein. Denn jetzt mal echt: Etwas wie GARISH haben wir alle schon zu lange nicht mehr gehört.

Tracklist:
1. Zweiunddreißig Grad
2. Alte Bekannte
3. Ganz Paris
4. Bring mich auf Ideen
5. Die Schaltzentrale
6. Noch einmal das Echo hören
7. Wissen wir allein
8. Abendrot
9. Nichts auf der Welt
10. Auf den Dächern

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de