Plattenkritik

Gerard Way - Hesitant Alien

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Release Date: 26.09.2014
Datum Review: 30.09.2014

Gerard Way - Hesitant Alien

 

 

MY CHEMICAL ROMANCE sind Geschichte, aber ihrem ehemaliger Frontmann GERARD WAY ist das Erreichte noch lange nicht genug. Doch statt einfach in der Fahrrinne seiner alten Band weiter zu parasitieren und auf Nummer sicher zu gehen, wagt der zerbrechlich wirkende Sänger lieber einen Neustart, ohne Netz oder doppelten Boden. Herausgekommen ist dabei eine sehr britisch klingende Platte, ja, fast schon eine Huldigung an den guten alten Kollegen Britpop.

Zwar kann sich der Opener “The Bureau“ noch nicht wirklich zwischen Intro und vollwertigem Song entscheiden, zumal uns GERARD WAY in den zweieinhalb Minuten öfters ein selbstbewusstes und engagiertes “Get Up...!“ entgegen schmettert, das bleibt aber auch schon das einzige Manko einer ansonsten sehr frisch und unverbraucht klingenden Platte.

Gleich die nächsten zwei Nummern sind schnörkellose und tragende, weil schön nach vorne gehende Rockstücke. Vergessen das teils pompöse Soundkonstrukt seiner ehemaligen Band. Überhaupt: der ganze verkopfte Ansatz aus vergangenen Tagen ist einer sich nie anbiedernden Eingängigkeit gewichen, die mit einer tiefen Gelassenheit zwar mit beiden Augen immer Richtung Radiotauglichkeit schielt ohne dabei jedoch den Zwang zur bedingungslosen Prostitution zu empfinden.

Bestes Beispiel hierfür sind “Brother“ oder auch “Drugstore Perfume“, die leicht balladesk eingekleidet daherkommen, dabei aber den sonst so üblichen Schmalz und Schnulz mit einem zwinkernden Auge ignorieren und gekonnt umschiffen. Doch damit nicht genug, denn auch kräftige Tritte in den Allerwertesten werden auf Hesitant Alien verteilt. Das klingt alles ein wenig weniger nach Shoegaze als uns die Presseinfo glauben machen will, dafür fast aber schon ein wenig mehr noisy, hie und da mit einer guten Portion Rock als i-Tüpfelchen garniert.

Das Freischwimmerabzeichen hat GERARD WAY in jedem Fall mehr als verdient, denn an sein alter Ego als Frontmann bei MY CHEMICAL ROMANCE erinnert auf seinem Debütalbum wenig bis gar nichts. Und vielleicht sogar eine Medaille für die Überraschung des Jahres, denn dieses Album wird mit jedem Durchlauf stärker, weil es einfach relaxt, cool und authentisch klingt und Spaß macht. Aber das entscheide bitte wie gewohnt jeder selbst.

Tracklist:
1.The Bureau
2.Action Cat
3.No Shows
4.Brother
5.Millions
6.Zero Zero
7.Juarez
8.Drugstore Perfume
9.Get The Gang Together
10.How It's Going To Be
11.Maya The Psychic

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!