Plattenkritik

Good Riddance - My Republic

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Release Date: 26.06.2006
Datum Review: 14.06.2006

Good Riddance - My Republic

 

 

Nachdem GOOD RIDDANCE 1998 mit “Ballads from the Revolution” einen - wenn nicht sogar den - Meilenstein in meiner Punkrocksozialisation gesetzt haben, bin ich großer Fan dieser vier Musiker aus Santa Cruz in Kalifornien. Kein Wunder also, dass ich dem neuesten und mittlerweile siebten Album auf Fat Wreck Chords aufgeregt entgegenfieberte. In einem Interview, das ich im März mit Sänger Russ geführt habe, hatte dieser sich schon zu „My Republic“ geäußert und ein Album angekündigt, dass wieder mehr an alte kalifornische Punkbands wie die ADOLESCENTS oder T.S.O.L erinnern würde. Der erste Höreindruck den „My Republic“ vermittelt, scheint zunächst nicht wirklich mit dieser Aussage einherzugehen. Einige der Lieder scheinen eher von NOFX beeinflusst als von den ADOLESCENTS und man assoziiert zunächst eher moderneren kalifornischen Punkrock als einen in den 1980er Jahren verwurzelten Stil. Behält man jedoch im Hinterkopf, dass Russ im Interview „old California punk rock“ als „melodic“ aber nicht „happy“ definiert, so macht der Vergleich mit den Bands der ersten Stunde durchaus Sinn und auch Songs wie „Shame“, die tatsächlich sehr an Fat Mike und NOFX erinnern, erscheinen in einem anderen Licht. Obwohl es dort hochmelodisch zugeht, bleiben die Lyrics keine oberflächlichen Singalongs, sondern bieten immer auch ernsthaften und nachdenklichen Tiefgang. Mehrmaliges Hören des Albums hilft dann auch zu verstehen, dass den Assoziationen mit Bands wie T.S.O.L, den ADOLESCENTS oder auch D.I. vielleicht nur die gute Soundqualität von „My Republic“ im Wege steht, die sich zu den Hochzeiten der genannten Bands einfach auf einem viel niedrigeren Niveau bewegte und den damaligen Veröffentlichungen einen eigenen und besonderen Charme verlieh. Im GOOD RIDDANCE Song „Up to You“ treten dann allerdings die 80er Einflüsse doch sehr deutlich zu Tage, so dass man sich bei diesem 90 Sekunden Kracher und seinem simplen aber sehr energiegeladenen Refrain gut vorstellen kann, dass ähnliche Intonierungen auch vor fünfundzwanzig Jahren von Tony Cadena und seinen ADOLESCENTS benutz worden wären.
GOOD RIDDANCE schaffen also mit „My Republic“ einen Spagat zwischen den für ihre eigene Biographie so wichtigen Einflüssen legendärer Bands aus den 1980ern und modernem kalifornischen West Coast Punk Rock. Auch wenn die Band diesmal gänzlich auf die sonst so charakteristischen Samples aus Filmszenen verzichtet, erkannt man vom ersten Ton an den typischen GOOD RIDDANCE Sound, der für den genannten Spagat prädestiniert zu sein scheint. Sänger Russ setzt seine Stimme sehr vielseitig ein und sorgt (zum Teil mit Hilfe von Gitarrist Luke) für gewohnt kritische und sehr reflektierte Songtexte, die „My Republic“ zu einer sehr gelungenen Punk Rock Platte machen und kritischen Stimmen vorbeugen, die in Folge einiger melodiöser und leicht poppiger Mid-Tempo Nummern auftreten könnten.

Wird die CD in einen Computer gesteckt, kann man sich zu allem Überfluss noch an Lifevideos der Band erfreuen und sich bei dem PETA Film „Meet your Meat“ fragen, warum eigentlich nicht alle Menschen Vegetarier sind. Die Zusammenarbeit zwischen PETA und GOOD RIDDANCE ist schon fast Tradition und obwohl „Meet your Meat“ extrem harte Kost ist, sollte sich jeder Mensch einmal mit diesem kurzen Infofilm auseinandersetzen. GOOD RIDDANCE sorgen mit „My Republic“ dafür, dass dies zumindest von einigen Punkrockkids getan wird und zeigen somit eindeutig, dass es sich hier definitiv um keine Entertainmentplatte handelt.

Tracklist:

1 Out Of Mind
2 Texas
3 Shame
4 Tell Me Why
5 Torches And Tragedies
6 Darkest Days
7 Up To You
8 Regret
9 Boise
10 Rise And Fall
11 Broken
12 Save The Children
13 This Beast Is Dangerous
14 Uniform

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Konstantin

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