Plattenkritik

Goodbye Fairground - Paraquat

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Release Date: 16.05.2008
Datum Review: 31.12.2010

Goodbye Fairground - Paraquat

 

 

Ganz so einfach kann ich es mir leider gerade nicht machen. Ich muss erstmal was richtig stellen: Eigentlich hieß die hier vorgestellte Band zunächst PARAQUAT und ihr erstes Album „Goodbye Fairground“, welches nun auch nicht mehr ganz taufrisch ist, aber das ist mir jetzt mal egal. Nun haben die Herren und die Dame aus Essen sich aber gerade frisch umbenannt und zwar in den Titel ihres ersten Albums (GOODBYE FAIRGROUND also). So drehe ich nun vollkommen eigenmächtig mal Albumtitel und Bandnamen um. Fertig ist die Gartenlaube.

Gar nicht Gartenlaubenschäbig ist allerdings der Sound der Dame mit den fünf Herren. Im Ruhrpott wird bekanntermaßen schon länger mehr als Kohle ans Tageslicht gefördert. GOODBYE FAIRGROUND beschreibt den Sound eigentlich schon ganz gut. Das hier ist keine Spielwiese mit Gänseblümchen. Das Level haben sie definitiv überschritten. Als kleinen Anreiz auf die Ohrentauglichkeit sei mal eben AGAINST ME! genannt. Das trifft es ganz gut, oder eben GASLIGHT ANTHEM mit Eiern. Postpunk vom feinsten, dargeboten in 12 Songs, welche ausnahmslos Hitpotential zu bieten haben. Karohemd aus dem Schrank, Nietengürtel poliert! Alles dran, alles drin, was man für eine gute Band braucht, welche einem den Schweiß aus den Poren treibt und deren Liveauftritt Hand in Hand mit der Itensität der Platte geht.

Langgezogene Gitarren leiten mit „Gallows Bird“ das nachfolgende Feuerwerk ein, mit welchem man dem Postpunk huldigen möchte. Kraftvolle Stimme, treibende Kraft am Schlagzeug, Gitarren zwischen Detail und grobem Riff, Flügelhorn in „Painting By Numbers“, Streicher bei „Message On A Cold Hand“ und absolutes Hymnenpotential. Das will mitgegröhlt werden. Der Ohrwurm folgt sofort. „Unfinished Business“ hat umso fertigere Melodiestränge, welche sich hartnäckigst in den Gehörgängen festsetzen und mindestens in der rechten Hemisphäre eine neue Heimat finden mögen. „Ugly Photo In An Pretty Frame“ bringt dann den mehrstimmigen Chorus ganz nach vorne und (aller)spätestens da gibt es kein Halten mehr. Das Eis ist gebrochen, wir satteln die Pferde und reiten los.

Textlich wirken GOODBYE FAIRGROUND erstaunlich erwachsen, falls man das in diesem Genre überhaupt jemals werden kann. Abgeklärt wirken sie, nicht desillusioniert, aber es kommt eben, wie es kommen muss. Mit Sturm und Drang wurde abgeschlossen, nicht resigniert, aber auch noch nicht gänzlich zur Ruhe gekommen. Die altbekannten Fragen stellt man sich immer noch, deren nicht auffindbare Antworten beschäftigen einen, bringen einen aber längst nicht mehr so sehr um den Verstand und den Schlaf.

Bonuspunkte gibt es des Weiteren für das wundervolle Artwork der Platte: relativer Purismus welcher die dargebotene Fotokunst geradezu nochmals als eigenes Meisterwerk darstellt. Und das alles in DIY, da bleibt wirklich ein kein Fitzel zum Meckern. Der vegan/vegetarische Lebenswandel der Band trägt zu weiterer Glaubwürdigkeit des Gesamtkonstruktes bei. Abschließend sei noch angemerkt, dass GOODBYE FAIRGROUND auch live einiges zu bieten haben. Da kommt noch was. Schreibt euch das in die Ohren!

Tracklist:
1.Gallows Bird
2.Shooting With Broken Pistols
3.Above Stairs
4.Painting By Numbers
5.We Believe In You, Son
6.Condolences
7.Meesage On A Cold Hand
8.Unfinished Business
9.Trun
10.Ugly Photo I A Pretty Frame
11.You´re Part Of The Plan I´ve Made
12.Goodbye Fairground

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Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de