Plattenkritik

HELLYEAH - Unden!able

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 16.11.2016
Datum Review: 16.11.2016
Format: CD

Tracklist

 

01. “!”
02. “X”
03. “Scratch a Lie”
04. “Be Unden!able”
05. “Human”
06. “Leap of Faith”
07. “Blood Plague”
08. “I Don’t Care Anymore”
09. “Live Or Die”
10. “Love Falls”
11. “10-34″
12. “STARTARIOT”
13. “Grave”

HELLYEAH - Unden!able

 

 

Dieses verfluchte name-dropping sowie Suche nach Querverweisen zu anderen Bands, nur um zu erklären, was man hier hört. Dabei ist es ohnehin schon schwer HELLYEAH nicht als Supergroup an völlig anderen Maßstäben zu bemessen als andere Gruppierungen. So will ich überhaupt nicht auf die vorherigen Bands der hier agierenden Protagonisten eingehen. Nur muss ich sagen: Kein HELLYEAH Album hat es bisher geschafft mich zu überzeugen, doch sollte dies womöglich mit „Unden!able“ anders sein? Ich beginne das Album mal von hinten und bin bei ‚Grave‘ klappt mir die Kinnlade runter. Ich lasse Querverweise, aber Hölle-und-Teufel, hier wird ganz klar ersichtlich woher die Musiker originär stammen und schaffen es die Essenz ihrer vorherigen Aktivitäten in einem Song auf den Punkt zu bringen. Südstaaten Säge trifft auf Nordstaaten Gesang, der immer wieder in das Bellen eines Kettenköters wechselt, dass ein ganz bestimmter Sänger der für diese Technik bekannt wurde, mit Sicherheit anerkennend den Kopf nicken müsste. Dann schafft man es das ganze Stück am Ende noch episch aufzufächern und verdutzt mit dem Einsatz von Streichern (vermutlich Synthie), aber es passt, wie der berühmte Arsch auf den Eimer. ‚STARTARIOT‘ erinnert irgendwie an die ZOMBIEs und MANSONs der 90er, doch auch hier drückt das punktgenaue Riffing des Refrains direkt ins Gesicht und Chad macht das was er am besten kann (und das sind nun mal keine Pop- oder Südstaaten-Balladen). Der Refrain mit dem buchstabierten Refrain ist etwas plakativ, aber stört null.

‚10-34‘ – irgendein wirres Sampling-Gedudel als Interlude, das ‚STARTARIOT‘ (atmosphärisch) ankündigen soll.

‚Love Falls‘ – wir sind im schweren Synthie-Pop-Metal der Mittneunziger angekommen.  Aber: Chad bleibt bei dem was er gesanglich bedienen kann und somit wird ‚Love Falls‘ eine Kopfnicker-Ballade ohne großartige vokale Ausbrüche und das dient dem Song ungemein. Schön: Trotz der extrem melodiösen Gesangsmelodien in der Bridge wird durch den schlichten Refrain der Song nicht kitschig.

‚Live or Die‘ ist eine Metal Wand mit vertrackter Rhythmik, die vom ersten Moment an Spaß macht und aufzeigt, dass hier einer der besten Drummer des Metal die Felle bearbeitet.

‚I Don‘t Care Anymore‘ – überzeugt durch Dynamik die von einem ins nächste Extrem wandert und dabei mit Leichtigkeit blue-note-lastigen Gesang, mit Metal und Pop kombiniert.

‚Blood Plague‘ – also sorry, aber das erinnert nun wirklich an ‚Living Through Me (Hell's Wrath)‘. Da hilft auch nicht der James-Hetfield-80er-Gedächtnis-Gesang, Screams und der melodiöse Refrain. Aber auch hier: Ist geil, weiter so!

‚Leap of Faith‘ erinnert an Musik die nach der Jahrtausendwende ganz weit vorn im Rennen lag und hier stört mich der vorhersehbare Refrain. Schwach. ‚Human‘ – die Drums hab ich auch schon mal gehört, dafür retten die Gitarren das Trommel-Plagiat, wobei der Refrain doch stark vertraut klingt. Aber besser als der Song davor (bzw. danach).

‚Be Unden!able‘ – der Titeltrack geht wie seine Nachfolger nach vorne und setzt auf schnell aufeinander folgende Worte und einen Refrain den man nach dem ersten Hören bereits mitbrüllen könnte. Sehr schön.

‚Scratch A Lie‘ – Thrash in modernem Gewand, mit Sprechgesang und Bounce Refrain. Bisschen schlicht, aber gelingt.

‚X‘ – ist wohl der Song der am ehesten nach Nu Metal klingt, den ich seit langer, langer Zeit gehört habe. Is ok, haut aber nicht um.

‚!‘ – Intro, wie man sich ein Intro eben vorstellt. Ist am Anfang der Scheibe ok und funktioniert beim Rückwärts-Hören auch.

Ich empfehle genau das: Die stärksten Songs sind hinten. Absicht oder ist die Band der Meinung das ihre besten Songs nicht zu eben jenen gehören?   

Wenn HELLYEAH die Richtung der letzten Songs beibehielten, fände ich das persönlich sehr löbenswert.

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.