Plattenkritik

Hello Piedpiper - Birdsongs= Warsounds

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 23.03.2012
Datum Review: 12.02.2012

Hello Piedpiper - Birdsongs= Warsounds

 

 

Singer-/Songwriter müssen nicht immer zwangsläufig depressiv bis suizidal klingen. Sie müssen auch nicht immer diese Emotionen beim Hörer hervorrufen. Beispiele dafür gibt es zu genüge. Nach KINGS OF CONVENIENCE (für die Hippies), CHUCK RAGAN (für die Cowboys) und JACK JOHNSON (für die Surfer) kommt nun ganz neu HELLO PIEDPIPER aus dem schönen Köln dazu (für die Ehrenfelder Röhrenjeanshipster). (Guten Tag Schublade)

Ebenfalls mit einem ganz eigenen Stil. Country misst man, ebenso Mehrsimmigkeit. Seine Vorzüge liegen wo anders. So ganz ohne Zynismus oder gar Sarkasmus wird HELLO PIEDPIPER seinem eigenen Stil gerecht. Musikalisch zwischen feinstem Fingerpicking, sanftem aber nicht lähmendem Anschlag, ein wenig Gepfeife und Glockenspiel, Percussion, die nicht nach Schlagwerk klingt. Dazu eine Stimme, die von sanfter Leichtigkeit zeugt. Das Gesamtarrangement klingt mehr nach Zitroneneis als nach Zartbitterschokoladenmousse. Wer das nicht glaubt, sei direkt einmal an "The Poet" verwiesen. "The Paw That Breaks The Drake" der einzige Song in welchem einmal eine zweite Stimme leise mitsummen darf und so klingt es weiterhin ziemlich bodenständig. Einfach ohne Einfallslos zu sein oder gar langweilig zu werden. HELLO PIEDPIPER präsentiert eine Platte für den sanften Einstieg in den Sonntag, Ferien-, ersten Frühlingstag.

Der Titel spricht gegen die Assoziationen, welche sich beim Hören festsetzen. Das Cover lässt mehr erahnen: Kein trauriger aufgeplusterter Spatz, vielmehr ein Greifvogel. Dem Ungemach ins Auge schauen. "Like The Lion In The Morning" ist mit Schifferklavier schon eine kraftvolle Ballade, welche einem die Hoffnung in der Brust aufkeimen lässt, denn auch das geht vorbei. Selbstbemitleidung ist etwas für Anfänger, moll-Akkorde an dieser Stelle auch. Es ist immer Platz für einen Sonnenstrahl und von irgendwo kommt auch öfter einer her als man in dunklen Zeiten zu hoffen pflegt. "We´re Comming Home For You" zeugt ebenfalls von diesen wärmenden Qualitäten und ist schon fast tanzbar, was bei Singer-/Songwritersachen sonst ja eher ungewöhnlich ist.

Ein wenig Herzschmerz muss für diese Platte auch noch sein, aber auch hier ergibt sich HELLO PIEDPIPER nicht in ertränkendem Selbstmitleid. Es ist mehr ein Versuch mit einem fiktiven Gegenüber in Austausch über die Erschwernisse des Lebens zu treten. Es fallen Fragen, sie schwanken zwischen Rhetorik und ernst gemeintem Wissensdurst. Teilweise Anfragen an die Gedankenwelt des Gegenübers. Vielleicht um sich selbst aufzuräumen, um Gedanken zu sortieren, sortieren zu lassen, um Bestätigung zu erfahren, dass Alleinsein nicht immer Einsamkeit heißen muss. Auch hier bleibt musikalische, hoffnungsfrohe Leichtigkeit erhalten. Wie ein aufmunternder Schulterklopfer zum Vorwärtsgehen. Die Aufforderung nach Nähe zum Schluss löst jegliche Zweifel auf.

Am Ende möchte man einmal tief einatmen und seufzen und dann wird man merken, wie dieser Platte einem die Eisenringe um die Brust sanft gesprengt haben... Hach...

Tracklist:
1. Birdsongs= Warsounds
2. Life In Autarky
3. The Pawn That Breaks The Drake
4. Like The Lion In The Morning
5. We´re Coming Home For You
6. The Poet
7. Of People And Land Theft
8. The Taciturn Fool
9. The Darkness Is So Close
10. Who Told You So?
11. Not Waving But Drowning
12. War
13. Anecdotes
14. Please Come Closer

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de