Plattenkritik

Holy Ghost! - Static On The Wire EP

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Release Date: 30.07.2010
Datum Review: 11.08.2010

Holy Ghost! - Static On The Wire EP

 

 

Es gibt Dinge, die sterben wohl nie. JOHANNES HESTERS zum Beispiel. Oder Disco-Pop der betont schmierigen Sorte. Nun also HOLY GHOST! aus (natürlich) New York City, und deren immerhin 25-minütige EP „Static On The Wire“. Wobei das mit dem „betont schmierig“ hier mal nicht falsch verstanden werden soll. Klar, der Glitzer und Glamour, den ein Song wie der eröffnende Titeltrack ausstrahlen ist wie immer zu perfekt, um real zu sein. Aber hatte das ernsthaft jemand erwartet? In den USA übrigens gerade auf Tour mit CHROMEO. Ihr wisst schon: diese 80s-Nostalgiker, die damals vermutlich gerade mal eben so in die Grundschule gekommen sind, dabei aber agieren, als hätten sie die Zeit, die Musik, die Posen von damals schon mit der Muttermilch aufgesogen. Das passt schon.

Auch mit HOLY GHOST! kann man Spaß haben. Man muss es nur zulassen. Aber das klappt ja bekanntermaßen auch beim LCD SOUNDSYSTEM. Die richtige Uhrzeit, die richtigen Leute, kurz: die richtige Stimmung vorausgesetzt. Sexy soll es auf dem Dancefloor werden, aber nicht zu ausschweifend. Cocktails statt Bier. Aber auch: Koks statt Pilzen. Dekadent und erstaunlich ironiefrei ist das nämlich schon, was hier aufgefahren wird. Wie ein Relikt aus diesen eigentlich ja furchtbar miesen und geschmacksverirrten, retrospektiv aber eben doch in ihrer Oberflächlichkeit reichlich unterhaltsamen Filmen und Serien der 80er, die Kabel1 so gerne als große Kunst verkauft. Alles da vor dem inneren Auge: Mähne auf dem Kopf, Rollschuhe an den Füßen, Schirmchen im Drink.

Ja, so kann man sich dann auch HOLY GHOST! gefallen lassen. Mit Ausrufezeichen. Versteht sich von selbst. Als unglaublich cheesige, dabei aber stets charmante Ode an ein Jahrzehnt, das ein Großteil der Leserschaft hier und auch der Autor bestenfalls durch kindliche Augen oder schlichtweg überhaupt nicht erlebt hat. 25 Minuten geht das gut. Über die Distanz einer kompletten „Miami Vice“-Folge dürfte das aber schon schwieriger werden. Selbst wenn bei „I Know, I Hear“ dann doch mal, regelrecht modern, DAFT PUNK „hallo“ sagen. Wie dem auch sei: mir graust es jetzt schon vor dem Eurodance-Revival. Man sieht sich. In 10 Jahren oder so.

Tracklist:

1. „Static On The Wire“
2. „Say My Name“
3. „I Will Come Back“
4. „I Know, I Hear“

Autor

Bild Autor

Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.