Plattenkritik

Horseback - The Invisible Mountain

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Release Date: 13.08.2010
Datum Review: 05.08.2010

Horseback - The Invisible Mountain

 

 

Das Loop ist aus der Musikwelt heutzutage nicht mehr wegzudenken. Nicht erst seit dem Aufstieg der elektronischen Musik ist das Wiederholen ein und desselben Themas ein beliebtes Mittel, einem Song oder einem Werk ein Fundament zu verpassen, von dem ausgehend sich durch Veränderungen im Detail idealerweise ein schlüssiges und spannendes Ganzes ergibt. Der Brite ACTRESS hat erst jüngst mit seinem Debütalbum wieder bewiesen, wie einnehmend auch regelrechte Endlosschleifen von Tonreihenfolgen sein können, wenn drumherum so einiges geschieht. Stattgefunden hat dies jedoch abermals in den Gefilden der synthetischen Sounds.

HORSEBACK versuchen sich auf „The Invisible Mountain“ nun an einer Anpassung dieser Struktur an einen Rockkontext. Das heißt in diesem Falle zumeist: ein einziges Gitarrenriff in einer konstanten Wiederholung und drumherum mal ein wenig Effektgeschwurbel hier oder krächzender Sprechgesang dort. Früher verwendete man hierfür vermutlich gerne das Wort „psychidelisch“ und es ist in der Tat schwer vorstellbar, dass dieses Album gänzlich ohne den Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen entstanden sein soll. Ist ja auch nicht weiter schlimm, zuweilen sogar förderlich für das Gesamtergebnis. Schließlich haben Drogen mehr als nur einer Band in künstlerischer Hinsicht zu ihren Höhepunkten verholfen oder sie auf dem Weg dahin zumindest begleitend unterstützt.

Bei HORSEBACK jedoch hat man ständig das Gefühl, auf einem schlechten Trip hängengeblieben zu sein, der kein Ende zu nehmen scheint. Für pure Drogenmusik, die man auch nüchtern konsumieren kann ist „The Invisible Mountain“ über weite Strecken leider einfach zu ermüdend und zu repetitiv geraten. Man möchte gar sagen: zu verkopft. Ein absolutes No Go, wenn das Ziel der Musik doch eigentlich sein sollte, den Hörer aus dieser Welt davon in eine Art Paralleluniversum zu tragen. Sollte es dieses geben, so sieht es dort jedenfalls alles andere als rosig aus. In den Sinn kommen einem Bilder einer Wüste und von Aasgeiern, die sich am Fleisch vertrockneter Tierkadaver nagen. Kein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Erst recht nicht über einen elendig langen Zeitraum. Denn die Zeit, sie vergeht langsam im HORSEBACK’schen Klanguniversum. Die Idee, Songs wie „Tyrant Symmetry“ mit seinen durch unzählige Filter gejagten Kreischvocals und wieder nur einem einzigen Gitarrenriff über sieben Minuten zu strecken stellt sich nicht unbedingt als die beste heraus.

Ausgerechnet der Song, der dann tatsächlich eine Abkehr vom über knapp 25 Minuten etablierten, unwirtlich-minimalistischen Soundkonzept verspricht stellt sich schlußendlich in seinen endlosen 16 Minuten als harte Belastungsprobe heraus. Sein Titel: „Hatecloud Dissolving Into Nothing“. Ein Ambientkonstrukt, das den Kardinalsfehler macht, der in dieser Musikrichtung einfach nicht passieren darf: es langweilt. Und es ist in seinem Titel symptomatisch für ein Album, das zu konstruiert und dennoch zu wenig ausgeschmückt daherkommt, um den Hörer zu fesseln. HORSEBACKs durchaus interessanter, und streng entgegen dem sonst mit diesem Label assoziierten Sound, gedachter Ansatz an Musik verpufft schlußendlich in einer Wolke der Bedeutungslosigkeit, weil zu viel gedacht und zu wenig einfach gemacht wurde. Schade drum.

Tracklist:

01. Invokation
02. Tyrant Symmetry
03. The Invisible Mountain
04. Hatecloud Dissolving Into Nothing

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.