Plattenkritik

Human Parts - Human Parts

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Release Date: 10.09.2013
Datum Review: 19.09.2013

Human Parts - Human Parts

 

 

Die Wochenenden in Freizeitparks verbringen und sich von seinen Kindern die Welt erklären lassen: Andrew Seward, der zuvor bei AGAINST ME! den Bass bediente, schwenkt um auf Familie und Rasierapparate. Punkrock, Detailliebe und Garage hingegen verweilen weiter in den Adern des Ur-Gainesvillers.

Zusammen mit seiner Angetrauten sowie Kim Helm und Andy "Pants" Schwich zuckt Seward nicht lange mit den Schultern, sondern nickt lieber zu "I Work On Not Working" mit dem zotteligen Kopf. HUMAN PARTS klingen roh und vorlaut wie die Ursprünge der Karriere des Bandkopfes. Das Schlagzeug klingelt und poltert, die Gitarren zerren sich bei "Now We Wake Up" durch positiv gestimmten Indiepunk, wenn dieses Genre überhaupt so benannt werden darf. Auf "Human Parts" ist alles erlaubt, was den befreundeten Pärchen und ihrem Umfeld aus Instrumenten Spaß macht: schräge Chöre, Handclaps und kleine Verspieler ("The Rumble") - laute, leise und einfallsreiche Gegenpole. "Human Parts" enthält elf Songs, von denen der eine tiefer gräbt, als es dem nächsten recht ist. "The Future Path In The Harsh Bright Light" wirkt fast zu durchkalkuliert und baut sich mit scharfem Blick und trockenem Bassgerüst auf, bevor "Hi Nice To Meet You" schüchtern und zu einem niedlichem Duett überläuft.

Introsprechgesänge seiner Kinder und die stetig tropfende Freude, die man "Human Parts" anhört, machen aus dem Debüt eine lebendige Angelegenheit, die selten mit dem falschen Fuss aufgestanden, aber noch seltener mit dem richtigen Fuss in der Tür verankert ist. "Best Foot Forward" plänkelt bluesig, belebt aber nur passagenweise. "Call ´Em Off" hat alle THE CLASH-Platten im Schrank stehen, aber sucht nach der richtigen, die zu dem Moment passt in dem nichts schief gehen darf. "Cliff And Eli" klingt befreit und ehrlich, das eröffnende "First Impressions" könnte von einer gänzlich anderen Band stammen.
HUMAN PARTS spielen ihre Karten beseelt und ruhig - auf den Einsatz ihres Jokers verzichten sie jedoch ebenso unaufgeregt wie auf den Clicktrack bei der Produktion des Albums. Trotzdem kocht das Quartett bei Songs wie "Now We Wake Up". Andrew Seward und seine "neue" Familie haben nämlich nicht nur mehr und sondern auch anderes im Kopf. Spielzeug und Kindersitze zum Beispiel. Oder Sommer- und Winterplanung weiter als eine Woche im Voraus. Hört sich vertraut an? Muss an der Heimatstadt der Band liegen.


Trackliste:

01. First Impressions
02. I Work On Not Working
03. Now We Wake Up
04. The Rumble
05. Best Foot Forward
06. Call ‘Em Off
07. The Future Path In The Harsh Bright Light
08. Hi Nice To Meet You
09. Cliff And Eli
10. Tributary
11. Forget Delay

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.