Plattenkritik

JESSICA HERNANDEZ & THE DELTAS - Secret Evil

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 05.08.2015
Datum Review: 05.08.2015
Format: CD Digital

Tracklist

 

01. No Place Left To Hide
02. Sorry I Stole Your Man
03. Cry Cry Cry
04. Dead Brains
05. Tired Oak
06. Over
07. Caught Up
08. Neck Tattoo
09. Run Run Run
10. Downtown Man
11. Lovers First

JESSICA HERNANDEZ & THE DELTAS - Secret Evil

 

 

Am liebsten James Bond, im Notfall auch Tarantino: Wie man zunächst die musikalische Untermalung und dann den Blockbuster drumherumstrickt, hat "Secret Evil" bereits in der Grundschule gelernt. Den Debütstatus des Albums  einmal ausgeblendet gilt es nur den richtigen Moment zwischen Rockabilly, Soul, Surfpop, Lounge-Jazz und dem Dunst der Großstadt abzupassen und dann mit einer unverschämt tiefenentspannten Haltung einzufangen.
 
Solch vielseitige Film-Scores kommen neuerdings aus Detroit. JESSICA HERNANDEZ & THE DELTAS allerdings auf oberflächlichen Hollywood-Pomp oder Kunstblutinfernos herunterzubrechen wäre ungerecht. "No Place Left To Hide" klingt zunächst wie ein Roadmovie-Moment unter der Leitung von GOSSIPs Beth Ditto, dazu röhrt Frontfrau Hernandez über sommerlichen Groove und luftigen Bläsern. Formschön und relaxt schleichen sich die Protagonisten dann zu "Sorry I Stole Your Man" auf die Tanzfläche, werfen die Hände in die Luft und singen die "Aah-Uuh´s" zusammen mit wackelndem Po und Heike Makatsch, deren Augenaufschlag in Zeitlupe eher zu "Cry Cry Cry" passt. Bis zu jener traurigen Bar-Fly-Ballade hat "Secret Evil" bereits Einflüsse und Instrumentierungen verheizt wie andere Bands Bassisten. Wer klassischen Rock´N Roll mit modernen Facetten mag, bleibt bis zu "Caught Up" hängen. Surf-Gitarre und soulig-schwammige Drums, "I got caught up, lying to myself" hiess es im Chrorus schon auf der "Demons" EP von 2013. Danach ging es für JESSICA HERNANDEZ & THE DELTAS auf persönliche Einladung von Mike Ness auf Supporttournee seiner Band SOCIAL DISTORTION, wo nicht nur der optische Stil von Hernandez auf Begeisterung und Zustimmung gestossen sein dürfte.
Locker angerührter Popabilly der Marke "Dead Brains" heizt live sicher prima an - ohne gleich die Show stehlen zu wollen. Denn aufmüpfig oder ausfallend wird "Secret Evil" nur in den seltensten Momenten. Bei "Downtown Man" kann die verzerrte Gitarre schon als auffällig bezeichnet werden, "Neck Tattoo" passt vom Titel her zur Kumpelnatur Ness und dank Weltraumorgel und romantischer Textnote auf den iPod des nächsten Bond-Girls. JESSICA HERNANDEZ & THE DELTAS können Ohrwurm und Easy Listening, "Over" braucht sich nicht mal zu schminken um neben KATY PERRY und AMY WINEHOUSE zu bestehen. Leider ist es auch die permanente Unaufgeregtheit, die den Pegel von "Secret Evil" still und soft hält. Hernandez bewegt die Arrangements beinahe im Alleingang, weil sie es kann. Wer allerdings selbst gegen den seufzenden Zeitlupenakzent bei "Lovers First" resistent ist, kann sich die Hits von "Secret Evil" rauspicken und statt ins Kino lieber in den Keller gehen.
 
 

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.