Plattenkritik

Julie Doiron - Goodnight Nobody

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Release Date: 01.01.1970

Julie Doiron - Goodnight Nobody

 

 

Da ist sie wieder, das „Broken Girl“ mit dem Herz auf der Zunge und den zwei Händen an der Gitarre, wo sie am besten aufgehoben sind. Seit nunmehr weit über zehn Jahren macht Julie Musik und wird sträflicherweise oftmals völlig unter den Tisch fallen gelassen, wenn man über großartige und wahre Songwriter unser Zeit spricht. Dem ein oder anderen ist die frühe Sub Pop Band Eric´s Trip vielleicht noch ein Begriff, denn auch hier wirkte Madame Doiron am Bass und am Mikrofon mit. Neben nunmehr 3(???) Alben, unzähligen (Split) Seveninches und Gastauftritten bei unter, anderem den großartigen Snailhouse (mit denen sie sich auch eine Split teil), den Wooden Stars (eine weitere ihrer früheren Bands), zeigt sie sich für viele viele andere Mitwirkungen bei Acts und Projekten von Stil und Klasse verantwortlich. Nachdem sie die meisten ihrer vergangenen Releases auf Subpop veröffentlichte erscheint „Goodnight Nobody“ wie die zwei zuvor gegangenen Alben auf dem kleinen Jagjaguwar Label, dass sich weitestgehend Indie/Singer/Songwriter Acts widmet.

Wer Julie Doiron noch nicht kennen sollte, dem sei gesagt, dass es sich hier nicht um eine gwöhnliche Liedermacherin mit Durchschnittstalent handelt. Vor uns steht ein Routinier, der so eng mit Musik verwurzelt ist, dass es einer Mutter-Kind Beziehung gleicht. Bei jedem ihrer Songs ist es wieder aufs Neue bemerkenswert, dass man, obwohl die Songs verletzend intim und ehrlich sind, keinerlei kitschigen Pathos empfindet. Leider hat es sich eingebürgert, dass Songwriter diesen Musikstil für die lyrische Schilderung von hollywoodgleichen Liebestragödien entfremden, anstatt einfach frei heraus das zu transportieren für was der Mensch hinter der Musik wirklich steht. Sprich: Sich hinter einer Maske des Dramas zu verstecken, von der man augenblicklich hört, dass sich sie aufgesetzt und fake ist. Da lobe ich mir Songs wie den Opener „Snow falls in November“, der den Wintereinbruch wie eine kleine Fabel thematisiert, oder auch „When I Awoke“, der wie viele andere hier enthaltene Lieder die Einsamkeit und die Melancholie der Hauptdarstellerin anspricht (Man bedenke nur den Albumtitel). Nicht nur die durchgehende Traurigkeit des Albums, sondern auch die dahinter versteckte, durchschimmernde Hoffnung (die sich weniger in den Lyrics als vielmehr in der Musik versteckt), machen dem Hörer das Album besonders schmackhaft. Verpackt in ungeschliffenem Minimalismus performed Julie Doiron 12 zauberhafte, gedämpfte Akustik Songs, die von Reife und introvertiertem Perfektionismus zeugen. Schlicht und ergreifend ein weiteres Juwel in ihrer Ansammlung berührender Werke, wenn vielleicht nicht ihr bisheriges Masterpiece.

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Werner

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