Plattenkritik

Kele - The Boxer

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Release Date: 18.06.2010
Datum Review: 27.07.2010

Kele - The Boxer

 

 

Vielleicht ist KELE‘s Schritt, BLOC PARTY den Rücken zu kehren, bereits zu spät. War doch das letzte BLOC PARTY Album schon mehr Elektro als Indie, mehr Remix als Song, vollzieht er auf seinem Debütalbum „The Boxer“ nun endlich den Schritt, der schon nach der zweiten BLOC PARTY hätte kommen müssen. Zu diesem Zeitpunkt hätte das Solo-Debüt auch sicherlich noch aufregender geklungen. Jetzt kämpft KELE sich eher durch Ibiza-Beats, Drill-Ideen und 10 Songs, von denen neun irgendwie eine Lücke ansatzweise füllen und lediglich einer nahezu perfekt rüberkommt. Aber der Reihe nach.

„Walk Tall“ basiert auf diesem Marine-Marsch, den Soldaten in Filmen immer brüllen, wenn sie von ihrem Sklaventreiber angefeuert werden und leitet so geradezu platt ein in dieses Album. Was hat der gute KELE sich da bloß bei gedacht? Weder ist der Song originell, noch tanzbar, was sich mit „On The Lam“ wenigstens ansatzweise ändert. Die Stimme klingt zwar hier furchtbar bearbeitet, könnte sogar weiblich sein, trotzdem wirkt der Song stimmig und vor allem absolut top produziert, was „The Boxer“ definitiv zu Gute gehalten werden sollte. Aber da hört es dann auch schon auf. Im schlimmsten Falle klingen die Songs wie frisch aus der Großraum-Disco von Ibiza, im besten wie eine gute B-Seite von BLOC PARTY. Das hört man vor allem beim schönen „All The Things I Could Never Say“, da jener Track mit seinen Lyrics auch eindeutig als „Lied“ durchgehen könnte und sich nicht in blöden Orgien aus Feierei verliert. Ebenso ist auch „Rise“ ein netter Song, verfügt über eine hübsche Durchhalteparole und könnte nach sorgfältiger Prüfung ebenso ein guter BLOC PARTY Song sein. Was aber absolut heraussticht ist das großartige „Everything You Wanted“. Ein Hit der sofort im Ohr bleibt, der da auch gar nicht mehr raus möchte und, entschuldigt diese BLOC PARTY-Vergleiche, perfekt auf das versöhnliche vierte BLOC PARTY Album gepasst hätte. Leider kommt alles anders, aber so hört man wenigstens, was entweder der Todesstoß, oder eben die Rettung, von BLOC PARTY ist. Eine Platte zum an bzw. abgewöhnen. Das kann und muss jeder für sich selbst entscheiden.

1. Walk Tall
2. On The Lam
3. Tnederoni
4. The Other Side
5. Everything You Wanted
6. The New Rules
7. Unholy Thoughts
8. Rise
9. All The Things I Could Never Say
10. Yesterdays Gone

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Raphael

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