Plattenkritik

Komplizen der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro

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Release Date: 13.05.2011
Datum Review: 09.06.2011

Komplizen der Spielregeln - Lieder Vom Rio D'Oro

 

 

Das Geheimnis der Konquistadoren oder doch der Direktsaft des großen Discountmarkts. Das Intro „Weltmarktführer“ lässt eher die wirtschaftliche, konsumgünstige Möglichkeit vermuten. Handelt das Album etwa von globaler Homogenisierung, negativen Wirtschaftswachstum, Konsumgeilheit und Konsorten. Was ist denn mit der „Kopie der Kopie“ aus dem Song „Befehl von oben“. Ideen werden angerissen, ins Vage überführt, nie ganz ausformuliert und ins Absurde gedreht. „Mit der Kopie der Kopie fahren wir besser“ , somit günstigerer Preis für die gleiche Qualität - also doch Discountprodukte. Zuletzt fahren wir mit der Kopie der Kopie besser in den Urlaub und alle Gedanken sind wieder verwischt.

Lieder Vom Rio D’Oro ist das zweite oder dritte (je nach Zählweise) Album der Komplizen der Spielregeln aus Köln. Im Mittelpunkt stehen die Stimme Tobias Ortmann und die verworrenen, assoziativen Texte. Kehlig, rollend, rau werden in „Ansichtskarte“ Zeilen, wie „tausendjähriger Kaffeeklatsch“ zu, an Karate erinnernden jazzigem Post-Rock intoniert. Es wird noch kurz die Abzweigung zu einem, an Kaizers Orchestra gemahnenden, perkusivem Break genommen um zum Schluss bei flirrenden Gitarren und einem klassischem Chor zu landen, der dann auch noch verhackstückelt wird.

Musikalisch schwingt hier alles zwischen Sonic Youth, Karate und den späteren Goldenen Zitronen mit. Noisige Gitarren fordern in „Aufmerksamkeit“ eben diese und falls die Komplizen der Spielregeln sie durch sie alleine nicht bekommen, versucht es Tobias Ortmann durch überschlagenden Nichtgesang. Das Schlagzeug und der Bass sind warm und knackig produziert und machen genau das was sie machen sollten – eine songdienliche Rhythmusarbeit.
Eine kurze Erholung von den sich überschlagenden, miteinander locker verwobenen Songzeilen und dem hackenschlagendem Songwriting, das wie ein Möbiusband am Schluss doch wieder bei sich selbst ankommt, bietet „Sonstiges“. Ein sich langsam steigerndes postrockendes Tourtagebuch, voller skizzenhaften Erinnerungen zu den betourten Städten mit fulminanten, krachendem Ende.

Lieder Vom Rio D’Oro ist ein Album das erarbeitet werden will. Dennoch kann es einen von Beginn an packen kann, mit seinen noisigen Ausbrüchen, ruhigen verkopften Momenten und den doppeldeutigen, undurchschaubaren und famosen Texten. Kein Album für jede Tageszeit, geschweige denn für jeden Tag. Trotzdem hin und wieder ein Genuss.

Tracklist:

1. Weltmarktführer
2. Befehl von oben
3. Ansichtskarte
4. Erinnern
5. Aufmerksamkeit
6. In Serie
7. Polaroid
8. Sonstiges
9. Version
10. Machen
11. Die Aufständischen
12. Deutschland 404
13. Ziel

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Kilian

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