Plattenkritik

Last One Dying - The Turning Of The Tide

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Release Date: 08.06.2012
Datum Review: 07.06.2012

Last One Dying - The Turning Of The Tide

 

 

Bei allem Überfluss und Überdruss aus Übersee ist ein Blick vor die eigene Haustür manchmal eine willkommene Abwechslung. LAST ONE DYING kommen aus dem schönen Köln und präsentieren sich auf ihrer neuen EP “The Turning Of The Tide“ nicht nur als ernstzunehmende Konkurrenz, sondern als echte Alternative. Auf etwas mehr als 24 Minuten kommen die fünf Tracks und dabei wird so manche Bassdrum zerdroschen.

Der Titeltrack steht als erstes auf dem Programm und liefert alles Nötige, wenig wirklich Innovatives, aber bestens Bewährtes. Der Druck ist immens, gar Ausdruckstark in feinstem Geballer. Clean Gesang gesellt sich im Refrain zu den gut zimmernden Axtmännern hinzu, was ein wenig auflockert, Raum zum Atmen lässt. Der Breakdown ist mit einem Solo garniert und im Outro gibt es nochmals brutalstes Bassgehämmer. Ein gelungener Einstieg.
Anschließend folgt mit “Coulter“ eine ähnliche Nummer, jedoch zieht sie ihre Energie aus einem stärkerem Groove und wenig aus grober Brutalität. Es bleibt dabei jedoch laut und wild. So schafft man wunderbare Diversität auf hartem Niveau.
In “The Last Outpost“ wird es verstanden einen Ohrwurm zu kreieren, der aber nicht an Fahrt verliert. Stattdessen läuten Stakkato-artige Drums das Intro ein und schnell nimmt der Track zügigste Fahrt an. Es wird im Refrain ein wenig melodischer, ohne dabei auf cleane Vocals zurückzugreifen. Man bedient sich lieber einer konstant und unaufhaltsam drückenden Bassdrum und schafft es so ein zu „poppiges“ Gefühl genauso schnell zu vertreiben, wie es sich einschleicht. Kommt die Melodie, so folgt der Trashpart.
Song Nummer vier trägt den Titel “Paradise Lost“. Hier geht aber bei weitem nichts verloren. Gewiss, am Anfang steht ein ruhiges Intro, aber es folgt die gängige Metalcore Praxis und so wird bald schon wieder zersärgt, was die Axt hergibt. Der Refrain weist dabei eine feine Nackenrhythmik auf, die einen mitreißt. In der Bridge wird es dann kurz gemächlich. Plötzlich setzten Snaregeschosse ein, die Bassdrum gesellt sich Stück für Stück hinzu und eine weitere ansprechende Breakdown/Solo-Kombination erwartet die Lauscher. Nach dem Gefrickel folgt die Abrechnung und so ist das durchlüftende Outro nur folgerichtig.
Als Closer präsentiert sich “Step Into The Dark“ zu Beginn passend gemächlicher. Ein ganz langsamer Fade-In verschiedener Elemente, Melodien tauchen im Klangbild auf, Feedback ertönt, die Lautstärke steigt zunehmend und alles explodiert förmlich nach einer minimalen Pause in einem infernalischen Schrei. Galoppierendes Riffing treibt voran, im Refrain wird nochmals ein wenig gesungen. Im Gesamtbild könnte dieser Song auch aus Skandinavien stammen. Mit cleanen Gitarren wird man entlassen und fühlt sich ordentlich durchgeschüttelt.

Das Songwriting ist stark und die Zeit vergeht im Fluge bei dieser scheppernden Frischzellenkur. Lediglich die Produktion will an manchen Stellen zu viel. So ist die Bassdrum teilweise zu heftig und stellt alles in den Hintergrund. Gelegentlich fragt man sich sogar, ob der Mix nicht von Clipping befallen ist. Aber dies ist kein konstantes Problem und somit darf man den fünf Kölnern zu ihrer Version des „Metal 2012“ gratulieren. Ein weiterer Beleg dafür, dass der große Radau nicht immer hochglanzpoliert importiert werden muss.

Tracklist:

1. The Turning Of The Tide
2. Coulter
3. The Last Outpost
4. Paradise Lost
5. Step Into The Dark

Autor

Bild Autor

Daniel B.

Autoren Bio

Schlecht, aber leidenschaftlich