Plattenkritik

Lemuria - Pebble

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Info

Release Date: 28.01.2011
Datum Review: 15.03.2011

Lemuria - Pebble

 

 

In einer logischen Welt würde das LEMURIA Album sicherlich bei No Idea erscheinen statt im Hardcore-Lager Bridge 9. Es passt auf den ersten Blick nämlich leider nicht so ganz zusammen. Der niedlich verspielte Charakter LEMURIA’s, der sich so selbstverständlich mit ironisch süßem Songwriting und der Mischung aus bissiger Ironie und leichtfüßiger Alltagsbeobachtung zusammenschließt um so ein catchy Pop-Album zu werden. Nein, ganz bestimmt – das passt nicht so ganz zu Bridge 9, soll aber tatsächlich nur Nebensache werden. Denn in erster Linie ist „Pebble“ das, was vor zehn Jahren mal in den geplatzten Topf der Riot-Grrrl Bewegung geschmissen wurde.

Textlich ist „Pebble“ nämlich eine zahme Abrechnung mit allem. Dem Leben, den Männern, den Ex-Frauen, der Gesellschaft und dem Punk. Mehr Punk geht eigentlich kaum. Wäre da nicht das raffiniert niedliche Songwriting von Sheena Ozzella, die ganz nebenbei auch noch die wunderschönste Stimme seit langer Zeit im Punk an sich trägt. Songs wie „Different Girls“ oder der großartige Opener „Gravity“ sind so leichtfüßig arrangiert, dass man sich durchaus auch fragen darf, warum hier kein größeres Label anbeißen wollte. Es gibt soviele Aufhänger um eine gesamte Presseschaar um „Pebble“ zu versammeln. Das bittersüße „Ribcage“, die quasi Ballade „Durian“ oder das weibliche Gegenstück zu den Get Up Kids in Form von „The One“ – auf „Pebble“ gibt es viel zu entdecken. Doch das „Entdecken“ bringt auch eine Tücke mit sich: Vieles ist nicht mehr so offensichtlich wie bei dem Vorgängermaterial. Keine markanten Hooklines, keine offensichtlichen Textstellen, kein unschlagbares Hitpotential. Das alles muss der Hörer sich hier selbst zusammensuchen, was hier und da für eine Art Pop-Punk-Platte zu fordernd sein könnte. Aber gerade das zeichnet LEMURIA eben auch aus: Sie tun nicht das, was man von ihnen erwartet. Und schon allein dafür sollte man sie lieben – und für die wunderschönste Punk-Stimme seit langer Zeit.

Tracklist:

1. Gravity
2. Wise People
3. Pleaser
4. Yellowstone Lady
5. Irregular
6. Ribcage
7. Different Girls
8. Bloomer
9. Durian
10. Chautauqua County
11. The One

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Raphael

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