Plattenkritik

Lento - Icon

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Release Date: 15.04.2011
Datum Review: 29.05.2011

Lento - Icon

 

 

Nach diversen Ausflügen in das experimentelle und elektronische Lager kehrt die Wucht zurück ins Hause Denovali Records. LENTO schicken sich an, mit kurzen und knackigen Stück die Fahne des instrumentalen Doom, versehen mit kleinen Schlenkern durch ambiente Gefilde, weiterhin oben zu halten und schaffen das sowohl mit Bravur, als auch mit einer außerordentlichen Intensität.

Die Welt ist dünn besiedelt und still, so scheint es zumindest im Opener „Then“. Düstere, ambiente Sounds untermalen die Tristesse eines verlassenen Planeten und zeigen im Kopfkino auf, wie verlassen, einsam, aber auch bedrohlich so eine Vorstellung wirken kann. Naturgewalten haben alles dahingerafft und der Menschheit aufgezeigt, was es heißt, wenn sich Mutter Erde aufbegehrt zum letzten, alles entscheidenden Kampf. Still und leise zieht ein Lüftchen über den Erdboden, entwickelt sich langsam aber sicher zu einem rasenden Sturm, dreht sich um die eigenen Achse. Immer schneller und reißt auf einmal wieder Bäume aus, versetzt Berge und reißt tiefe Schluchten in das Areal. Willkommen in der Welt von „Hymn“. Wuchtige Gitarren, druckvolles Schlagzeug. Absoluter Nihilismus. Versteckte Melodien, vordergründige Verachtung. Immer wieder kehrt versöhnliche Ruhe ein, die aber nur den nächsten eruptiven Ausbruch vorbereitet.

So fegt der Sturm mit seiner alles zerstörenden Kraft weiter über den Planeten, erinnert während „Hymen“ und „Still“ an sehr alte ISIS zu ihrer brachialen Zeit. Hier werden keine Gefangenen gemacht, die Hörorgane malträtiert bis zum Erbrechen. Die Gitarren sind tief gestimmt, das Schlagzeug jagt durch das Songgerüst, hält es zusammen, wenn die Melodien drohen auseinanderzubrechen und zu verenden. Und dann wird die Wut unerträglich. Ambiente Ausflüge sind Mangelware, jetzt regiert die Gewalt, bis sich mit „Throne“ erst einmal alles wieder für fünf Minuten beruhigt. Ähnlich wie beim Anfang weiß man aber auch hier, was einen bald erwartet. Weiß man nicht, denn LENTO legen noch einen oben drauf und steigern sich in ihrer verachtenden Art bis ins Unermessliche. „Least“ lässt jegliche Struktur, die zuvor noch zugegen war, im Keim ersticken. Und genau das wird bis zum Ende durchgezogen. LENTO drosseln die Geschwindigkeit, bewegen sich in Zeitlupe fort („Dyad“), bis am Ende nur noch die Ruhe regiert („Admission“). Die Erde, Mutter Natur hat erneut gezeigt, zu was sie im Stande ist.

Im Grunde genommen ist „Icon“ ein einziger musikalischer Höllenritt. Die Übergänge verschmelzen, Stücke schließen nahtlos aneinandern an und alles wirkt wie aus einem Guss. Die Produktion, die tatsächlich ungemein wuchtig daher kommt, erledigt den Rest. Das hier ist nichts für Zwischendurch, LENTO fordern jegliche Aufmerksamkeit. Nicht auszudenken, was passiert, wenn hier einmal Songs mit einer Spielzeit auftauchen, welche die Grenze von zehn Minuten überschreitet. Das bleibt abzuwarten. Jetzt muss das Scheibchen aber erst nochmal rotieren und zwar in doppelter Lautstärke.

Tracklist:

01. Then
02. Hymn
03. Limb
04. Hymen
05. Still
06. Throne
07. Least
08. Dyad
09. Icon
10. Admission

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Alex G.

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rien.