Plattenkritik

Lessons From Liars - Lessons From Liars

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Release Date: 21.09.2013
Datum Review: 07.05.2014

Lessons From Liars - Lessons From Liars

 

 

Wer nur auf glasklare und fette Produktionen abfährt, darf gleich woanders weiterlesen, am Besten noch im neuen EMP Katalog. Sowieso eine gute Idee, dort sein Geld zu investieren, schliesslich sollte sich EMP auch irgendwann mal einigermaßen informierte Mods leisten können, aber das ist ein anderes Thema.

Kommen wir also zurück zu LESSONS FROM LIARS. Die fünf Jungs aus Krefeld/Köln legten bereits im September 2013 diese selbstbetitelte Debüt-EP vor. Hat leider einige Tage gedauert, bis die nun auch in unserer Redaktion gelandet ist. Lag bestimmt an der NSA, die unseren Schnüffelhund für neues Material im Internet geschickt mit einigen Spam-Bots ausgeschaltet hatte. Selbiges passierte dann auch mit dieser Review;getreu dem Motto: ist der Wurm erst einmal drin, dann auch richtig. Sorry Jungs.

Apropos Wurm: es gibt sie, diese Spannung stiftenden Intros und Interludes. Definitiv, kann unter Eid sicher von jedem bezeugt werden. Aber es gibt auch diese total sinnfreien und unnötigen Liedfragmente, die genau zur eingangs erwähnten Kategorie gehören möchten, nur leider von Spannung soweit entfernt sind wie DSDS von nachhaltiger Talentförderung. Zu dieser gehört denn auch der EP-Opener „Separate Ways“. Keine Ahnung, ob damit wirklich mehr bezweckt werden soll als eine ekelerregende Metamorphose in einen Zitteraal um die Fernbedienung positiv zu beeinflussen. Aber okay, ist nun mal drauf, kann man nicht mehr ändern.

Glaubt man der Facebook-Page hat sich die Band dem melodischen Hardcore mit einer Prise Punk und auch Pop verschrieben. Passt soweit auch fast, lassen wir den Pop aber außen vor, denn nur weil es Refrains mit 'ner Menge Sing-Alongs gibt, ist es noch nicht automatisch Pop. Menge ist übrigens ein gutes Stichwort, denn geboten wird auf sechs Tracks leider manchmal etwas zuviel des Guten, was dem oft zitierten roten Faden in Sachen Songwriting nicht wirklich immer dienlich ist.
Vielleicht ist auch Eingängigkeit ein gutes Stichwort, denn bei einer Mucke wie dieser wünscht sich der verzweifelte Verfasser dieser Zeilen das Gaspedal fast in die Nähe des Bodenbleches gedrückt, den manchmal doch zu sehr gewollten Gesangsanteil ein wenig runtergeschraubt und dafür eine Prise mehr Rotzigkeit über das Shure SM58 gelegt. Luftgitarre spielen und springen, dazu noch die Refrains mit gröhlen und fertig. Das ist das Rezept für geilen und mitreißenden Melodycore, im Neusprech Melodic Hardcore.

Bevor aber jetzt die Aasgeier der Musiklandschaft aus ihren schäbigen Löchern gekrochen kommen und sich in Reih und Glied wie hirnlose Marionetten aufstellen um ihren Spott und Hohn über diese Jungs auszuspeien, sei in netter, aber doch sehr bestimmender Art und Weise auf den doch sehr milde stimmenden Umstand hingewiesen, dass die Jungs erstens durchaus ihre Instrumente spielen können und sich zweitens auch etwas trauen, weil sie eben nicht auf den völlig ausgelutschten Drops des Bollocores nach 08/15 Bauplan setzen.

Als Referenz geben LESSONS FROM LIARS unter anderem die grandiosen LIFETIME an; das nahezu unfehlbare Ox spricht sogar von einer musikalischen Nähe zu PROPAGHANDI. Nun gut, beide Bands höre ich zwar lediglich angestrengt gewollt in einigen wenigen Nuancen auf der EP heraus, aber wer weiß, wohin die Reise des Fünfers noch hinführt. Mit dieser Debüt-EP sind sie jedenfalls erstmal asylsuchend im Hoheitsgebiet der altbekannten Neunziger Cali-Punk-Bands gelandet. Verweigern wird man Ihnen dies aufgrund der fehlenden Ecken und Kanten sicherlich nicht, aber bis man sie wirklich als ein eigenständiges Individuum in deren Gesellschaft zur Kenntnis nimmt, müssen noch ein paar mehr Songs wie „Haunted City“ oder „My Name Is Cassidy“ geschrieben werden.


Tracklist:
1.Separate Ways
2.You Around Me
3.On Your Shelf
4.Haunted City
5.Blinded By Your Side
6.The Fail Fails
7.My Name Is Cassidy

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Markus L.

Autoren Bio

Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!