Plattenkritik

Lowtalker - Marathon EP

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 18.09.2012
Datum Review: 13.09.2012

Lowtalker - Marathon EP

 

 

Erst haben sie nur heimlich durchs Schlüsselloch gelinst. Dann in der Pause an der Tür gelauscht. Schnell hat das nicht mehr gereicht, denn „People Worry About Everything“. Gerade in Kanada. Also lieber schnell die nächste Chance genutzt, in der das Hardcore-Flagschiff und die Ex-Kollegen gerade mal nicht gucken.

Das Anschlussprodukt wird „Marathon“ getauft, enthält sechs gut statuierte Songs und gestattet Stuart Ross (Ex-MISERY SIGNALS, Ex-LIVING WITH LIONS, aktuell COMEBACK KID), Branden Morgan (ebenfalls Ex-MISERY SIGNALS) und dem „Seinfeld“-begeisterten Gefolge einen weiteren, liebevollen Ausflug in die Welt des Reibeisen-Punkrocks. Matt Keil und Casey Hjelmberg, die sich außerhalb von LOWTALKER ihrer Aufgabe bei COMEBACK KID verschreiben (bzw. verschrieben hatten), machen Namedropping- und Projektspektakel komplett und versehen das massive „Like Minnows“ oder „Barstow“ nicht bloß mit hohen Erwartungen, sondern genauso mit etablierten Qualitäten: Die Gitarrenarbeit hat Fundament und Dichte, ein Großteil der geradlinigen Songs tragen HOT WATER MUSIC-Patches auf der Kutte. „Basement“, „Hardwood Floors“, „So Naive“ – die Band mit Hauptsitz im Midwest-Mekka (genauer Milwaukee) filtert druckvoll zusammen, was als Wortfetzen oder Hookline und aus voller Kehle gut und ehrlich klingt. Hymnische, kratzige Vocals, Melodien, die Fäuste ballen und Freundschaften binden wollen – und eine angemessene Ladung Dreck, der nicht brav auf der Fußmatte abgetreten wird machen aus der „Marathon EP“ zwanzig Minuten Punch und Schweiß, wie sie bei RED CITY RADIO herrlich ins Eröffnungsgebet passen könnten.

„Tension“ ist der Bierfontäne auf den Leib geschnitten, „The Weight Of An Anvil“ zögert ebenso wenig wie die Hochmomente der musikalischen Laufbahnen pro Kopf im Hause LOWTALKER. Schade ist es um die Lebensdauer dieser Kellerclub-Joggingrunde, die ein weiteres Mal mit EP-Länge Vorlieb nehmen muss.
Beim Personalkarussell, welches alleine zwischen „People Worry About Everything“ und seinem nun zwei Jahre später erscheinenden Nachfolger durch alle Bandzirkel verschliss, rotierte und umhertauschte, sei Ross und Co. ans Herz gelegt, sich weiterhin mit der persönlichen Kondition zu befassen. Im Falle LOWTALKER wäre es traurig als Label wie „Seitenprojekt“ oder „Zweitband“ in der Versenkung zu verschwinden. Oder auf dem Friedhof der stalkenden Proberaumnachbarn, die es eigentlich Ernst meinten.

Trackliste:

01. Tension
02. Like Minnows
03. Prescriptions
04. Barstow
05. The Weight of An Anvil
06. Chances

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.