Plattenkritik

Minus The Bear - Infinity Overhead

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Release Date: 05.10.2012
Datum Review: 15.02.2013

Minus The Bear - Infinity Overhead

 

 

„Pizza Pi“ ist die vegane Pizzeria im Herzen von Seattles Studentenviertel - und die erste ihrer Art in den USA überhaupt gewesen. Wer dieses unspektakuläre aber erstklassige Lokal zum Teigtempel seiner Wahl ernennt, tut nicht nur der Umwelt, dem Gewissen und den zuvorkommenden vor Ort Beschäftigten etwas Gutes – sondern mitunter auch seiner Figur. „Infinity Overhead“ könnte Stammkunde in dieser seit über einer Dekade eingesessenen Slice-Butze sein – so unbefangen leicht und zugleich wunderbar austariert wandern die zehn Songs durch ihre kunterbunte Welt.

Arg und clashig geht es zwar zunächst durch das Artwork – doch hingegen erster Vermutungen wagen sich MINUS THE BEAR nicht unzurechnungsfähig an den Nachfolger zu „OMNI“: Die handzahmen Nachbarn besinnen sich mit „Lies And Eyes“ oder „Zeros“ eher auf alte Stärken: Moderner, verhangender Indierock mit begeisternder Gitarrenarbeit und dem signifikanten Organ Jake Snyders, der im richtigen Moment die Augen schließen und die Wolken ziehen lässt. „Diamond Lightning“ ist so ein Augenblick, der schwebt und trotzdem nicht als „Emo“ beschimpft werden darf.
Weniger dem Elektronischen verfallen als auf bereits erwähntem Album Nummer vier, fordert „Listing“ gleichermaßen zum Tanz als auch zum bloßen Verweilen auf - wobei ein Großteil der zehn Songs pausenlos von klangvollen Facetten und gelassener Detailliebe getragen werden. Bei „Empty Party Rooms“ ist das der schleppende Songaufbau, bei „Steel And Blood“ klar der schmissige Chorus um das breit sitzende Schlagzeugspiel von Erik Sadie (zuvor u.a. THESE ARMS ARE SNAKES).
MINUS THE BEAR aber wollen alles Andere als dabei so intellektuell klingen wie der Name der Pizza-Klitsche vor ihrer Haustür. „Infinity Overhead“ ist in sich überlegen und warm – am wärmsten vielleicht sogar während des ausgebremsten Mittelfeldes („Heaven Is A Ghost Town“). Hier plätschert und tickt es geduldig um das US-Quartett, bis auch das letzte Gemüt beruhigt scheint.
Von ihrer Progressivität und dem spannenden Groove haben MINUS THE BEAR wenig eintauschen müssen, um bis zu den letzten quengelnden Gitarren von „Cold Company“ eine Karussellfahrt für Studentenpartys und Effektpedale zu machen. „Infinity Overhead“ frisst die Überlegenheit vielleicht nicht mit Löffeln - aber in bewiesener Manier auf dem Niveau, wie es auch hinter der Theke von „Pizza Pi“ tagtäglich angestrebt wird.

Trackliste:

01. Steel And Blood
02. Lies And Eyes
03. Diamond Lightning
04. Toska
05. Listing
06. Heaven Is A Ghost Town
07. Empty Party Rooms
08. Zeros
09. Lonely Gun
10. Cold Company

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.