Plattenkritik

Mother Of Mercy - III

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Release Date: 01.01.2010
Datum Review: 29.01.2010

Mother Of Mercy - III

 

 

Guter metallischer Hardcore komprimiert Metal auf das Wesentliche. Guter metallischer Hardcore weiß um die richtigen Einflüsse. Guter metallischer Hardcore wärmt sich an der Höllenglut INTEGRITYs, kennt ONLY LIVING WITNESS nicht bloß vom Hörensagen und ist sich im klaren darüber, wie man an den richtigen Stellen Tempo und Groove streut.

Die Philosophie ist doch eigentlich immer die gleiche. Eine Band muss nicht zwingend innovieren, um gut und mitreißend zu sein. Vor allem nicht im Hardcore. Im hochmelodischen Spektrum haben das zuletzt beispielsweise die SHOOK ONES bewiesen, im kratzbürstigen CAPITAL und auch der Metal im Hardcore ist gar nicht so tot, wie ihn Ex-CALIBAN-Shirt-Träger gerne reden würden, weil sie die Apokalypse falsch verstanden haben. Will heißen: ab und zu kriechen Bands aus dem Unterholz, die vermeintlich überlaufene Genres spannend halten. Und die sich dafür scheinbar noch nicht mal anstrengen müssen. MOTHER OF MERCY sind so eine Band. Die SAMHAIN Referenz im Namen tragend, gepflegte Düsternis nicht bloß durch das Artwork evozierend, schlägt die Band eine Schneise durch die ersten metallischen Gehversuche des NYHC, nimmt einen kleinen Umweg über Cleveland und landet ab und zu beim infektiös-melodischen Groove von Götterbands wie ONLY LIVING WITNESS. Ohne freilich deren überlebensgroße Klasse zu erreichen. Das ist allerdings auch nicht nötig.

Geschuldet ist die Klasse von "III" vor allem dem atemlos kehligen Gesang, einem Sinn für Kompaktheit und apokalyptischer Atmosphäre in den Zwischenräumen. Der Metal in MOTHER OF MERCYs Klangbild ist dabei beinahe unaufdringlich oldschool. Stringente Groover wie 'Divide' und 'Cold Sun' bestechen vor allem durch ihre transparente Produktion und dieses Gefühl, das sich einstellt wenn ein Song innerhalb von zwei Minuten auf den Punkt kommt, ohne dass man glauben muss einen entscheidenden Moment gerechtfertigten Hasses verpasst zu haben. Dass sie Hardcore neben dieser Komprimiertheit auch einen Sinn für Geschwindigkeit gelehrt hat, beweisen dann Songs wie 'Ghost'. Und immer, wenn man glaubt Dwid Hellion hätte die schwarze Seele eines eigentlich überbevölkerten Genres bereits bis in die tiefsten Abgründe ausgeleuchtet und hymnisch-pathetische Metalgitarren lassen einen höchstens noch ein „Master Of Puppets“ gähnen, schreiben Bands Stücke wie 'Suffer'. Auf MOTHER OF MERCY sollte der Berufsapokalyptiker ein Auge haben. Lange bleiben die bestimmt nicht auf Six Feet Under Records. 7,5.

Tracklist:

01: Divide
02: Back To The Agony
03: Black Skies
04: Cold Sun
05: Cadence
06: Inside Out
07: No One
08: Slip
09: Ghost
10: Suffer

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René

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