Plattenkritik

Moving Mountains - Waves

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Release Date: 29.07.2011
Datum Review: 19.07.2011

Moving Mountains - Waves

 

 

Inmitten eines Sommergewitters eine Radtour starten oder einen kompletten Sonntag in Unterhose vor der Glotze hängen und mit gutem Gewissen flatrate-mässig Pizza frühstücken. Oder mal 200,- Euro auf einen Schlag im Lieblingsplatten versenken. Eben einfach mal fünfe gerade sein lassen. Geht auch musikalisch: MOVING MOUNTAINS heißt das dann und verlangt unverdrossen nach vergangenen Zeiten. THRICE und THURSDAY haben noch Eier, die Selbsterkenntnis sowie die bemitleidenswerte Mode-Core-Fakultät stecken noch in den Kinderschuhen. „Waves“ dagegen ist 2011 – aber hat nichts zu verbergen: Es ist einzig das stilvolle und ehrenwürdige Erbe, was damals nach „The Rising Tide“ (SUNNY DAY REAL ESTATE) oder später vielleicht auch „Engine Down“ jemand antreten musste. In diesem Falle hat es eben ein paar Jahre gedauert bis die New Yorker nach dem aufgeweckten „Pneuma“ zur simplen aber sicheren Revivalparty laden.

Und die „Waves“, die da kommen, nähern sich mit Gewalt: „ My Life Is A Chase Dream (And I'm Still Having Chase Dreams)“ pfeffert aus dem feinen Streuer zwischen frickeligen Gitarrenlicks und einem Chorus, der zum Einreißen geboren ist. „Tired Tiger“ setzt sich in eine dunkle Grube und grübelt nach einer endgültigen Lösung, melancholische Übergänge und großartig gehauchter Gesang von Chef-Berge-Versetzer Gregory Dunn inklusive. „The Cascade“ (mit MONEEN´s Stimme Kenny Bridges an Bord) erklärt den Ohrwurm anhand der einfachen Leiter: Erst anschleichen, dann gekonnt mit einer sphärischen Melodie festbeißen und spätestens ab dem ersten fetten Refrain nicht mehr loslassen. MOVING MOUNTAINS wollen ihre Zuhörer fesseln, und das macht „Waves“ zu vorbildlich: Eine rotierende Stimme, breite und füllige Gitarrenarbeit und ein resistentes Pfund Druck durch Bass und Schlagzeug zieren das deutliche „Alleviate“ auf der einen und das träumende „Furnace Woods“ gleichermaßen auf anderen Seite.

Es muss nicht immer etwas völlig Neues, unnötig Kompliziertes oder erzwungen Revolutionäres sein, was mitreißen und begeistern kann. Dieses US-Quartett ist das beste Beispiel für ein Album voller natürlicher und toll arrangierter Rocksongs abseits von technischer Selbstbefriedigung oder unangenehmen Ausflügen in den Größenwahn. Von den ersten drückenden Takten des Openers bis zum verspielten Ausklang des „Full Circle“ und der letztendlichen Erlösung durch zarte Streichermelodien nach treibenden (knapp) sechs Minuten möchte man den Herren die Hand schütteln und sich für Fleiß, Schweiß und Ehrlichkeit bedanken.
Denn wo Musik noch auf diesen Werten aufgebaut wird, macht sie schlicht am meisten Spaß - und kann wahrhaftig hohe Wellen schlagen oder sogar Berge versetzen.


Trackliste:

1. My Life Is A Chase Dream (And I'm Still Having Chase Dreams)
2. Where Two Bodies Lie
3. Tired Tiger
4. The Cascade
5. Once Rendering
6. Always Only For Me
7. Alleviate
8. Parts In Different Places
9. Furnace Woods
10. Full Circle

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.