Plattenkritik

Mueca - The Idiosyncracy Of Collapsing

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Release Date: 19.12.2009
Datum Review: 18.01.2010

Mueca - The Idiosyncracy Of Collapsing

 

 

Im Film „Wedding Crashers“ ziehen Owen Wilson und Vince Vaughn als uneingeladene Gäste von Hochzeit zu Hochzeit, um das dickste Stück des Kuchens und die heißesten Frauen zu ergattern.
MUECA wären gerne das musikalische Äquivalent zu den beiden Störenfrieden. Auch sie tanzen auf den unterschiedlichsten Hochzeiten. Der Erfolgsquotient ist hierbei jedoch deutlich niedriger als bei den beiden Querulanten aus Hollywood.

All der spätpubertäre Spaß am schlechten Benehmen und die Rampensau-Mentalität finden spätestens dann ihr Ende in Ernüchterung, wenn es statt leckerer Torte nur abgestandenen Marmorkuchen und statt willigen Topmodels schlußendlich doch nur berufsjugendliche Botox-Blondinen mit strammen Gang in Richtung der fünf vor der null vorzufinden gibt.

Musikalisch bedeutet dies, dass das quer durch die Republik verstreute Oktett (!) MUECA auf ihrem zweiten Album „The Idiosyncracy Of Collapsing“ ihrem Anspruch, genre-übergreifende Musik abzuliefern zwar durchaus gerecht wird. Die Zutaten jedoch haben nahezu allesamt ihren Zenit weit überschritten.

Und so könnte man es ja nahezu schon wieder als charmant abtun, auf einem Album Baujahr 2009 noch mit pseudoharten Gitarren und hineingescratchten Samples Marke „Ladies and gentlemen, welcome to the show“ begrüßt zu werden, um dann schon im Laufe des ersten Songs Rapparts auf mehr schlecht als recht umgesetzten Emogesang treffen zu lassen. Ist das schon wieder retro? Hat darauf wirklich jemand gewartet?

Überhaupt: der Gesang. Positiv formuliert: Abwechslung wird geboten. Oftmals jedoch verderben zu viele Köche bekanntlich den Brei. So auch hier. Will man wirklich wissen, wie es klingt, wenn im Hintergrund einer mittelmäßigen Single der ohnehin schon nicht unbedingt durch qualitative Konstanz aufgefallenen Reamonn plötzlich heraus gepresste Schreie erklingen, nur um dann wieder im Scratch-Gewitter unterzugehen? An diesem Punkt befinden wir uns übrigens erst bei „Adore“, dem zweiten Song des immerhin elf-teiligen Albums.

Im weiteren Verlauf erwarten den geneigten Hörer Abstecher auf den „Hardtrance“-Dancefloor der lokalen Großraumdisco, den Rapjam des Jugendzentrums Wimsbüttel und eine Seitenveranstaltung der Nintendocore-Jugend Deutschland.

Wirklich erstaunlich, wie ungeniert hier noch dem letzten toten Trend hinterher gelaufen wird und wie „freigeistig“ man sich dabei zu präsentieren versucht. „Szenedenken ist wie AIDS und findet Opfer im Club“ skandiert die zweisprachige Band auf „Where Are The Dead Minds“. Das Problem jedoch, das ist weniger die „Szene“, so es diese denn überhaupt geben mag, sondern schlichtweg die nahezu beängstigende Sicherheit, mit der sich Mueca von allen Einflüssen fernhalten, bei denen man sich nicht fremdschämend in die nächstbeste Ecke verziehen will. Die „Futuretrance“ von gestern ist eben heute auch nur Vergangenheit.


Tracklist:

01. „Roadtrip“
02. „Adore“
03. „Now that you want it“
04. „A day in june“
05. „Let the last curtain fall“
06. „Hey! Watch out!“
07. „Where are the dead minds“
08. „Too far gone“
09. „Walk replicant, walk“
10. „Snakes“
11. „Written in blood“

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.