Plattenkritik

Nevermore - The Obsidian Conspiracy

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Release Date: 28.05.2010
Datum Review: 17.05.2010

Nevermore - The Obsidian Conspiracy

 

 

Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit! 2005 war es, als NEVERMORE ihr letztes Album „This Godless Endeavor“ veröffentlichten. Und seit dem hat sich viel in der Musikszene getan, Bands haben sich gegründet und wieder aufgelöst, Trends sind entstanden, im Aufstieg befindlich oder rutschen den absteigenden Ast herunter. Über Jahre erspielter Erfolg ist in der heutigen schnelllebigen Szene ein Fremdwort, Qualität auf allerhöchstem Niveau und das über Jahre hinweg ein Buch mit sieben Siegeln. Aber nach den ersten Takten des siebten NEVERMORE Releases „The Obsidian Conspiracy” tritt ein fetter Brocken Beständigkeit auf diese Verrohung der musikalischen Sitten und lässt das Blut der Maulhelden in alle Stilrichtungen spritzen.

Im Gegensatz zum Vorgänger sind die zehn neuen Stücke ein Schritt auf den 2000er Meilenberg „Dead Heart In A Dead World“ zu, denn die ganz großen Überraschungen bleiben diesmal einfach aus. Es gibt keine versteckten Türen, keine verborgenen Tritte oder hakenschlagende Hinterhalte. "The Obsidian Conspiracy" ist schlicht und einfach ein grandioses Metalalbum mit wunderbaren Melodien und passabler Härte. Das Ganze ist auch nicht erst nach zig Durchläufen erschließbar, sondern zündet bereits nach einer Umdrehung. Aber das heißt natürlich im Fall von Seattles Ausnahmekönnern nicht, dass Tiefgang vor der Tür des Aufnahmeraums gelassen wurde. Ganz im Gegenteil, die dunkel arrangierten, vielschichtigen Songs brennen sich in der Haut fest, von das aus wandern sie in das Gehirn und eitern die letzten verbleibenden Alben anderer Bands im Stile eines musikalischen Kuckucks beiseite. Die Refrains, ein Hauptbestandteil des neuen Materials, sind Monumente genialer Songschreiber und eine momentane Bestandsaufnahme der Perfektion. „The Obsidian Conspiracy“ ist nicht mit der draufgängerischen Vorgehensweise des Vorgängers gesegnet, sondern besticht vor allem durch ruhige, sehr ausgeglichene Momente. Zu diesen gesellen sich dann aber auch knallharte Riffs, die von Jeff Loomis immer im progressiven Kochtopf zubereitet werden. Der Ausnahmegitarrist weiß genau, wann er zuzuschlagen hat oder sich zurücknehmen muss. Ein NEVERMORE Album lebt darüber hinaus in erster Linie von dem prägnanten Organ eines Warrel Dane, der ein in der Relation zum kürzer werden seiner Haare und zum dünner werden seines Körpers ein kraftvolleres, ausdrucksstärkeres und die Konkurrenz mehr und mehr in die Reihen verweisenderes Organ sein eigen nennen darf. Produziert wurde „The Obsidian Conspiracy“ von Peter Wichers, der zuvor das Solo Debüt des Frontmanns „Praises To The War Machine“ veredelte. Unterm Strich haben NEVERMORE wieder einmal Genuss fabriziert und haben ein Balsam für die Seele Album in diese kranke Zeit hinein geboren.

Tracklist:
1. The Termination Proclamation
2. Your Poison Throne
3. Moonrise (Through Mirrors Of Death)
4. And The Maiden Spoke
5. Emptiness Unobstructed
6. The Blue Marble And The New Soul
7. Without Morals
8. The Day You Built The Wall
9. She Comes In Colors
10.The Obsidian Conspiracy

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Clement

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Ich fühle mich zu alt