Plattenkritik

No Bragging Rights - Cycles

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 22.03.2013
Datum Review: 06.03.2013

No Bragging Rights - Cycles

 

 

In echten englischen Pubs wird schon lange nicht mehr um Geld oder Pints gekickert. Damit können Touristen und Anfänger vorlieb nehmen. In echten englischen Pubs kickern echte Briten heute um „bragging rights“. Wen oder wie der Gewinner anschließend beeindrucken will, erläutert „Cycles“ mit seinem Überseebeigeschmack nicht im Detail. Dafür aber zahlreiche andere lebhafte Situationen.

NO BRAGGING RIGHTS beziehen sich hingegen auf persönlichen Zusammenhalt im (Band-)Alltag. Der funktioniert bereits, seit die Langeweile Einzug in die Garagen von Riverside, Kalifornien erhielt – was ab ca. 1999 der Fall war. Über Stock und Stein ging es zunächst nur musikalisch – später auch und vor allem zwischenmenschlich. Jetzt sind Sänger Mike Perez , die Gitarristen Christian Lee und Daniel Garrow sowie Drummer Martin Alcedo und Neuzugang Ryan Warrell am Bass geheilt und bereit für das Kapitel, was sich im Release-Info mundfaule Phrasen wie „Killer-Breakdown“ und „Old School“ erlaubt. NO BRAGGING RIGHTS aber müssen den Kopf nicht für Erklärungen heben oder aufgrund misslungener Rechtfertigungen senken - „Cycles“ bewältigt seine Aufgabe als Nachfolger zu „Illuminator“ mehr als befriedigend: Die Band reizt ihr Gerüst aus Melodie und aufgebügeltem Hardcore gestanden aus und frönt mit breiten Refrains und gallig geschrienen Strophenparts stolz dem „Made In California“-Stempel.
Perez´ voluminöse Stimme setzt sich mit jedem Release mehr durch – in Songs wie „Hope Theory“ oder „Cycles“ zeigt sich seine qualitative Vielseitigkeit am Mikro gleichermaßen in Richtung COMEBACK KID-Gehacke oder HUNDRETH-Druck blickend.
„Thanks For Nothing“ – die Textzeile aus „Appraisals And Ommissions“ passt ebenso zu Arbeitsmoral und Lebenseinstellung von Perez und Co. wie der Haufen Schutt um das Artworkmotiv: Von nix kommt nix und was zerbricht, kann wieder geflickt werden – wenn man sich kümmert. „Cycles“ nimmt sich inhaltlich dem Leben und seinen Herausforderungen an, anstatt stumpf über Parties und Jugendlieben zu dudeln. „Legacy“ überschlägt sich dabei beinahe vor Spielkraft, bevor der Chorusansatz auch bei späten ATREYU begrüßt worden wäre. „Repeater“ bietet eine großzügig poppige Alternative, die erst mit den letzten Takten ihren Skatepunkcharakter über Bord wirft.

NO BRAGGING RIGHTS eine grenzenlose Eigenständigkeit zuzusprechen ist auch mit einem reifen vierten Album weder möglich noch von Nöten. „Cycles“ wäre aufgeschmissen, sobald im metallischen Core-Sumpf unter zu vielen Nebenbuhlern zurückgelassen. Dank qualitativer Arrangements und einer Band, die hörbar gemeinsam an einem Strang zieht, sollte sich „Cycles“ aber so schnell nicht um fehlende Kicker- oder Mitsingpartner sorgen müssen.

Trackliste:

01. The Advent Of Change
02. Hope Theory
03. Appraisals And Ommissions
04. Cycles
05. Not My Salvation
06. Legacy
07. Fight For My Life
08. Repeater
09. The Prequel
10. Ascensions

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.